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Kultur: Schutz der Klänge

Konzertsäle sind extrem künstliche Orte: akustisch von der Außenwelt hermetisch abgetrennt, fensterlos dem Tageslicht verschlossen.Diese die Konzentration auf die Musik fördernde Isolation dringt jedoch kaum ins Bewußtsein.

Konzertsäle sind extrem künstliche Orte: akustisch von der Außenwelt hermetisch abgetrennt, fensterlos dem Tageslicht verschlossen.Diese die Konzentration auf die Musik fördernde Isolation dringt jedoch kaum ins Bewußtsein.Daß Musikhören einer Abkehr von der übrigen Welt gleichkommt, wird dieser Tage im Keller des Podewil besonders deutlich.Mit "Shelter" haben Andreas Köpnick (Video und Installation), Ana Maria Rodriguez und Stefan Streich (Komposition) einen Schutzraum vor den digitalen Klang- und Bilderfluten geschaffen, die auf Besucher der Transmediale in höheren Stockwerken einströmen.

Hat der letzte der bis zu dreißig Hörer die Kellertreppe passiert, verrammelt Andreas Köpnick die Eingangstür mit Sandsäcken.Solcherart gefangen wie geschützt, beginnt das Publikum, sein labyrinthisches Refugium aus düsteren Tonnengewölben, durch die ein Gewirr von Röhren und Leitungen verläuft, zu erkunden.Im Eingangsbereich dringen räumlich stark aufgesplittete repetitive Strukturen mit hölzern perkussivem Material aus verborgenen Lautsprechern - live via MAX generierte Einleitung aus Samples von Oboenklappen für die rhythmisch pointierte Geräuschkomposition von Ana Maria Rodriguez, die Axel Dörner (Trompete), Winfried Rager (Kontrabaßklarinette) und Gudrun Reschke (Oboe) an weit entfernten Spielorten darbieten.

In jedem der drei Räume läuft parallel eine durch die unebenen Wände verzerrte Videoprojektion, die die Netzstrukturen des Halmaspiels mit denen von Nervenbahnen verbindet und mittels Liveeinspielungen der Musiker aus den anderen Räumen die Aufmerksamkeit auf das jeweils Entfernte lenkt.In der zweiten Hälfte der rund einstündigen Aufführung erhalten so die fein ausgehörten Liegeklänge von Stefan Streich eine besondere Qualität.Die im ruhigen Wechsel aufeinander folgenden oder sich überlagernden Multiphonics und Einzeltöne etablieren eine räumliche Struktur, die sich dem Hörer nie ganz erschließt.Fernklänge verführen zum lauschenden Herumstreifen.In der Tradition der Environments der sechziger Jahre ist dem jungen Team ein sinnlicher Schutz- und Erlebnisraum gelungen, der sich von den übrigen Installationen der Transmediale wohltuend abhebt.

Bis 21.2., täglich 19 Uhr im Podewil.

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