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Kultur: Schwarz ist das Pendant zur Stille

Ein schwarzes Quadrat, dunkel wie die Nacht. Nur schemenhaft sind die Silberstriche von Bass-Saiten zu erkennen, die den schwarzen Raum wie eine Bahntrasse durchschneiden.

Ein schwarzes Quadrat, dunkel wie die Nacht. Nur schemenhaft sind die Silberstriche von Bass-Saiten zu erkennen, die den schwarzen Raum wie eine Bahntrasse durchschneiden. Wenn dieser Raum einen Klang hat, dann das tiefe Brummen der E-Saite, ein Schnarren, jemand, der sich im Publikum räuspert. Schwarz ist das Pendant zur Stille. Vielleicht hat der Hobbyfotograf Karl-Heinz Schmitt aus Andernach, der seine Bilder in Jazzclubs von Den Haag bis Duisburg aufgenommen hat, eine heimliche Affinität zur Lautlosigkeit.

Seine exzellenten Porträts von Musikern wie Ahmed Jamal, Dave Holland, Arild Andersen Jan Garbarek und Nils Petter Molvaer sehen den Individualisten beim Zuhören, Denken und Innehalten zu. Sie suchen nicht Vitalität, nicht den Rausch des Epressiven und der wilden Klangausschüttungen, sondern die Klarheit des angehaltenen Moments. Denn nichts ist so flüchtig wie die "Gegenwärtigkeit des Erklingens" (Hans-Jürgen Schaal), der Schmitt mit einer Kamera und der Geduld eines Jazz-Enthusiasten zu Leibe rückte.

Seine Fotos, die er lediglich zum eigenen Vergnügen gemacht hat, sind jetzt in Buchform erschienen: "Pieces of Jazz in Black and Colour" (Nieswand Verlag, Kiel 2001, 112 Seiten, 38 Euro). Es sind visuelle Meditiationen über die Bodenlosigkeit, der Jazzmusiker in ihren Improvisationen zu begegnen haben. Man spürt, dass der eigentliche Gegenstand des Bildes außerhalb der visuellen Erfahrung liegt. Aber weder kann man ihn sehen, noch mit Worten begreiflich machen. Denn das Geheimnis der Freiheit liegt in der Finsternis.

KM

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