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Kultur: Schwarzer Humor

„Non(n)sens“ im Schlossparktheater Berlin

Das Comedy-Musical „Non(n)sens“ hat eine lange Erfolgsgeschichte hinter sich. 1985 nach einer Idee des früheren Folksängers und Gelegenheitsentertainers Dan Goggin uraufgeführt, schaffte das Stück wenig später den Sprung an den Broadway und wurde seither in achtzig Ländern aufgeführt. Die deutsche Fassung von Thomas Woitkewitsch erlebte in der Saison 1988/89 in Essen ihre Premiere. Seither genießt das Stück auch auf deutschen Bühnen anhaltenden Erfolg.

Andreas Gergen inszeniert das Musical am Berliner Schlossparktheater – witzig, unterhaltsam, aber nicht gedankenarm. Dagmar Biener spielt die resolute Mutter Oberin der „Kleinen Schwestern von Marienfelde“, die eine Benefizshow proben, um Geld für die Beerdigung ihrer an Fischvergiftung gestorbenen Mitschwestern zu sammeln – ein reichlich unorthodoxes Vorgehen für Nonnen, das für viel Verwirrung sorgt. Ihre vier Schützlinge, in weißem Schleier und schwarzer Soutane: Bettina Meske (Schwester Maria Hubert), Franziska Becker (Schwester Robert Anna), Filipina Henoch (Schwester Maria Leo) und Katharine Mehrling als besonders umjubelte Schwester Amnesia.

Erst der Unglücksfall bringt die Schwestern darauf, über ihr eigenes Leben nachzudenken: Eine von ihnen wollte Countrysängerin, eine andere Ballerina werden, die dritte will einfach nur Nummer eins sein und nicht mehr im Schatten der tonangebenden Priorin stehen. All das scheint gewollt komisch – und wirkt dennoch spaßig, denn die fünf gehen in ihren Rollen auf, reißen das Publikum immer wieder zu Ovationen hin.

Der Autor, einst selber Klosterschüler im amerikanischen Detroit, hat seine Begegnung mit der weiblichen Geistlichkeit in seine Komödie einfließen lassen: „Ich schrieb dieses Stück, um mitzuteilen, was ich über den Humor von Nonnen weiß. Meine fünf Nonnentypen im Non(n)sens-Musical sind sozusagen dem Leben abgeschaut,“ so Goggin in einem Interview. Auch die Handlung selbst – ursprünglich wollen die Nonnen Postkarten verschicken, aus deren Erlös sie ein karitatives Projekt fördern – basiert auf einer wahren Begebenheit.

Dabei will dieses Musical – zwei Akte in zweieinhalb Stunden – mehr als nur einen humoristischen Zugang zu klerikalem Alltag und Katholizismus vermitteln. Zwar könnte man es als unausgegorenes Gemisch von halbinfantiler Albernheit und leicht angestaubter Verballhornung von Glauben und Kirche abtun; doch es steckt mehr dahinter. Der Nonsens hat nicht nur Methode, er hat Hintersinn, und zwar eine ganze Menge.

Die Träume von fünf Nonnen, ihre Frage danach, was aus ihrem Leben ohne Habit und Rosenkranz hätte werden können – that is the question. Diese Frage ist doppelt wichtig, weil sie alle berührt, die auf der Bühne ebenso wie jene, die vor ihr sitzen. Was allen gemeinsam ist: der Wunsch nach Öffentlichkeit, die nie zu stillende Sehnsucht nach dem Rampenlicht, das sie immer wieder, eine nach der anderen, aufsuchen – bis sie auch darüber lachen. Alles, wirklich alles im Leben ist Spaß.

Bis 28. Mai, Do 18.30, Fr und Sa 20, So 15 und 19 Uhr.

Konstantin J. Sakkas

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