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Kultur: Schweres leicht

Zwei Pausen, reichlich zu trinken und Handtücher gegen den Schweiß hatte Kaikoshru Sorabji dem Pianisten Geoffrey Madge zur Aufführung seines "Opus Clavicembalisticum" empfohlen. Das braucht auch das Publikum, das die drei Stunden und 50 Minuten dieses Hauptwerkes ausharren will.

Zwei Pausen, reichlich zu trinken und Handtücher gegen den Schweiß hatte Kaikoshru Sorabji dem Pianisten Geoffrey Madge zur Aufführung seines "Opus Clavicembalisticum" empfohlen. Das braucht auch das Publikum, das die drei Stunden und 50 Minuten dieses Hauptwerkes ausharren will. Im Konzertsaal der UdK erweckt Madge diese auf 240 Seiten notierte, teils auf sieben bis acht Notensysteme gebrachte Klavierpartitur zum Leben, die siebente Aufführung seit der Uraufführung 1930 durch den Komponisten, die zweite in Deutschland.

Hier tobt sich die überbordende Virtuosität zunächst an unendlichen Tonleitern aus, mit Vierfach-Trillern und Akkordmassen aufgemotzt. Will sie am Ende mangelnde Substanz verdecken? Ein bisschen wirkt dieser Dinosaurier in der Liszt/Busoni-Nachfolge wie der Kaiser, der gar nichts anhat. Doch dann verdichtet sich die Harmonik bis zu utopischen Clustern, fächern sich die glatten Rhythmen immer stärker auf. Nach "Pars prima" zieht "Pars altera" tief in den Sog dieser Musik, je länger, desto besser. "Meine Werke sind wie ein endloser Gesang, singe sie einfach", war das Rezept des Komponisten. Und in "Pars Tertia" gelingt ihm tatsächlich ein Adagio von berückender, ungreifbarer Kantabilität, während die immer wilder gesteigerte "Fuga quadruplex" in ihrer improvisatorischen Ideenfülle geradezu free Jazz-Ausmaße annimmt. Bravos für den Pianisten von restlos überzeugten Sorabji-Anhängern.

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