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Kultur: Selbstfinder

Angestrengt: „Der Mann, der über Autos sprang“

Von Maris Hubschmid

„Der Mann, der ging“: So hätte der Titel dieses Films vielleicht ein wenig schlicht, doch bedeutend zartfühlender lauten können. Die naheliegende Titel-Assoziation zum tragischen „Wetten, dass?“-Unfall jedenfalls wirkt verdammt reißerisch für einen Film, dessen Macher den Anspruch erheben, äußerst feinsinnig zu sein.

Julian (Robert Stadlober) entläuft aus der Psychiatrie und macht sich zu Fuß auf den Weg von Berlin ins Schwabenland. Allein durch die Kraft des Gehens meint er dem herzkranken Vater seines besten Freundes zu helfen und schart damit schnell Jünger um sich. Ärztin Ju (Jessica Schwarz) etwa: Sie fürchtet, zur herzlosen Maschine zu werden und läuft vor sich selbst davon. Oder auch eine ausgelaugte Ehefrau und Mutter, die dringend zu sich selbst zurückfinden will. Und auch ein höchst unsympathischer Kommissar (Martin Feifel) begibt sich auf den kollektiven Selbstfindungstrip – allerdings höchst unfreiwillig.

Mit Sinn für Effekt reiht Regisseur Nick Baker humorvolle und beklemmende Szenen aneinander. Gerade erfreut sich der Zuschauer noch am Brandenburger Bauern, der seine Hunde Ossi und Wessi ruft – da steht die Kamera schon im sterilen Klinikflur, in dem Eltern vom Tod ihrer Tochter erfahren. Insgesamt aber nervt die stets auf Überdeutlichkeit bedachte Attitüde. Nur Delphingesänge fehlen da noch – dann wäre die esoterisch-cineastische Reiki-Behandlung perfekt. Maris Hubschmid

Cinemaxx, Filmkunst 66, FaF, Kulturbrauerei, Neues Off

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