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Gotye im Kulturhaus Astra.

© dpa

Senkrechtstarter Gotye: Sein Konzert im Berliner Astra

Gute-Laune-Pop: Das Konzert des australischen Senkrechtstarters Gotye im Berliner Astra.

Von Jörg Wunder

So eine Chance kommt vielleicht nie wieder: Der in Belgien geborene Australier Wouter De Backer, bekannt unter seinem Künstlernamen Gotye, landete mit „Somebody That I Used To Know“ den Überraschungshit der letzten Monate. Der fluffige Gute-Laune-Song erreichte in zehn Ländern die Spitze der Charts, auch in Deutschland. Vor 30 Jahren hätte ein Musiker damit ausgesorgt gehabt. Heute dagegen muss er die Gunst der Stunde nutzen und das tun, womit man im Popgeschäft mehr Geld verdienen kann als mit Tonträgerverkäufen: auf Tournee gehen.

Das brechend volle Astra deutet darauf hin, dass Gotye noch größere Locations hätte buchen können. Doch auch so ist das eine enorme Resonanz für einen Songwriter, der in Europa bis vor kurzem ein Nobody war. Dabei ist der 31-Jährige ein Studiotüftler, die Konzertbühne eher nicht sein bevorzugtes Habitat. Obwohl von vier zu Scherzen aufgelegten Begleitern unterstützt, wirkt er schüchtern, hält die Augen beim Singen konsequent geschlossen und meidet den Kontakt mit dem Publikum. Am aktivsten wird er, wenn er auf das vor ihm aufgebaute Sammelsurium aus Rhythmusinstrumenten einprügelt.

Den Songs von Gotye wird eine Nähe zu The Police nachgesagt. Tatsächlich ähnelt nicht nur De Backers Stimme der des jungen Sting, auch die charakteristischen Reggae-Elemente und eine perkussive Herangehensweise sind verwandt. Doch bei Gotyes Wundertüten-Pop werden viele Stile zu erstaunlich eingängigen Songs vermischt. Das klingt mal nach lupenreinem Westcoast-Softpop („In Your Light“) oder einem dieser famosen Neo-Motown- Stomper, die Gnarls Barkley so gut beherrschen („I Feel Better“). Den Hit versteckt Gotye mitten im 70-minütigen Set, zum Ereignis wird er durch die Mitwirkung der Neuseeländerin Kimbra: Die hatte mit einer furchtlosen Vokalperformance als Support begeistert und stiehlt nun allen die Show. Was dem scheuen Chef nichts auszumachen scheint.

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