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Sensationsfund: Neue Diskussion um Luthers Thesenanschlag

Der überraschende Fund eines Jahrhunderte alten Schriftstücks in Jena hat die Frage, ob der Thesenanschlag des Reformators Martin Luther tatsächlich stattgefunden hat, erneut angekurbelt.

Jena/Erfurt - "Es könnte schwieriger werden, die Legende anzufechten, nach der Luther tatsächlich am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen an die Türen der Schlosskirche zu Wittenberg schlug", sagte die Direktorin der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek, Sabine Wefers, bei der Präsentation des Aufsehen erregenden Fundstücks.

Ein Mitarbeiter der Stiftung Luthergedenkstätten in Wittenberg hatte das Schriftstück im Nachlass des Luther-Assistenten Georg Rörer (1492-1557) entdeckt. "Es ist ein eindeutiger Hinweis auf den Thesenanschlag, Wittenberg und das Datum 31. Oktober 1517", berichtete Wefers. Im Unterschied zu anderen Belegen sei diese Notiz noch zu Martin Luthers (1483-1546) Lebzeiten verfasst worden. Bisher basiert die umstrittene Geschichte des Thesenanschlags nur auf einer nachträglichen Überlieferung durch Philipp Melanchthon (1497-1560). Ein angeblicher Augenzeugenbericht eines anderen Gehilfen Luthers soll fehlerhaft übersetzt worden sein.

Zeitpunkt der Notizen unklar

Da Rörer eine "furchtbare Handschrift" gehabt habe, sei der Eintrag erst jetzt entdeckt worden, sagte Wefer. Unklar sei bisher jedoch, wann Rörer die Notiz machte. "Möglicherweise ist sie auch später entstanden und somit nur ein weiterer Beitrag zur Legendenbildung." Volker Leppin, Dekan der Theologischen Fakultät Jena, nannte die Entdeckung "bemerkenswert". Ein endgültiger Beweis für Luthers Thesenanschlag sei sie aber nicht.

Der Anschlag der 95 Thesen, in denen Luther unter anderem den Ablasshandel verurteilte, gilt als Beginn der Reformation. Derzeit beginnen die Vorbereitungen für das 500-jährige Jubiläum in zehn Jahren. (tso/dpa)

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