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Shirley MacLaine hat viele Gesichter. Und fast immer sitzt ihr der Schalk im Nacken.

© dpa

Shirley MacLaine zum 80.: Der liebenswerte Poltergeist

Irma la Douce und all die netten Mädchen von nebenan: Man unterschätzt Shirley MacLaine leicht, wenn man sie mit ihren berühmtesten Rollen gleichsetzt. Ein Geburtstagsgruß zum 80.

Man muss sie einfach gern haben, auch wenn ihre Memoiren manchmal ein wenig unglaubwürdig klingen. Nicht die Erinnerung an das Leben, das Shirley MacLaine seit dem 24. April 1934 auf diesem Planeten lebt, das ist über jeden Zweifel erhaben. Sondern ihr Vorleben. In Büchern und Vorträgen behauptet sie, Einwohnerin von Atlantis gewesen zu sein. Im Verlauf mehrerer Reinkarnationen war sie ägyptische Prinzessin, buddhistischer Mönch, mongolische Nomadin, Nonne, Pirat. Ufos hat sie auch gesehen. Da überrascht es wenig, dass William Peter Blatty an sie dachte, als er den „Exorzisten“ schrieb – nicht als Vorbild für die vom Teufel besessene Regan, sondern für deren besorgte Mutter. Sie sollte auch in „Poltergeist“ mitspielen.

Der Hang zur Esoterik hat Shirley McLaines Ruf nicht geschadet; die Bewunderung überwiegt. Anders als ihre Scientology-Kollegen will die Schauspielerin auch keine Jünger rekrutieren. Und angesichts ihrer facettenreichen Karriere glaubt sogar der größte Skeptiker an Wiedergeburt, so unglaublich lange weilt Shirley MacLaine schon unter uns. In ihren bekanntesten Filmen verkörpert sie Außenseiterinnen, charmante Verliererinnen. In Billy Wilders „ Appartement“ (1960) war sie Fran Kubelik, die von ihrem Chef sexuell ausgebeutete Fahrstuhlführerin. Ebenfalls unter Wilders Regie ging sie als „Das Mädchen Irma La Douce“ (1963) auf den Pariser Straßenstrich. Beide Male bildete sie mit Jack Lemmon ein kleinbürgerliches Traumpaar, doch im wahren Leben konnte sie nichts mit ihm anfangen: zu unsexy, zu ungefährlich fand sie ihn.

Shirley MacLaine, die seit 1954 in einer offenen Ehe lebte, zog gern mit dem Rat Pack (Frank Sinatra, Dean Martin, Sammy Davis Jr.) um die Häuser, hatte Affären mit Pierre Trudeau und Olof Palme, engagierte sich gegen Rassismus, Todesstrafe, den Vietnamkrieg. Die Filmindustrie hat sich dafür kaum interessiert. Als junge Frau weckte sie Beschützerinstinkte, war meist das nette Mädchen von nebenan, das rote Haar kurz, die Kleidung schlicht. Glamour wirkte immer etwas deplatziert bei ihr. Noch bei ihren One-Woman- Shows in Las Vegas bemühte sie sich um Schlichtheit.

Als sie bei ihrer fünften Nominierung endlich den Oscar gewann, für „Zeit der Zärtlichkeit“ (1983), fand sie sich plötzlich auf komische Horrormütter abonniert, auf Nervensägen, die man ins Herz schließt. Als solche blieb sie vielbeschäftigt, zuletzt etwa in der TV-Serie „Downton Abbey“, in einem Milieu – britischer Hochadel –, das ihr eher fremd sein dürfte. Ihre Freizeit verbringt die bodenständige Diva auf einer kleinen Ranch in Santa Fé, allein mit ihrem Hund Terry. Er reicht ihr als Lebensgefährte: „Je mehr ich über Männer in Erfahrung bringe, desto mehr liebe ich meinen Hund.“ Am heutigen Donnerstag feiern die beiden Shirley McLaines 80. Geburtstag.

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