zum Hauptinhalt
Hannah Herzsprung

© ddp

Shootingstar: Glänzender Aufstieg

Weiter auf Erfolgskurs: Die Schauspielerin Hannah Herzsprung wurde im Rahmen der Berlinale als "Shootingstar“ geehrt - und mit ihr acht weitere Jungschauspieler.

Hannah Herzsprung sitzt auf der Lehne eines weißen Sofas, neben sich acht der besten Nachwuchsschauspieler Europas und ein bisschen sieht es so aus, als würde sie über ihren Kollegen thronen – aber sich selbst erhöhen, das würde Hannah Herzsprung natürlich nicht tun. Vielmehr kam sie als Letzte auf die Bühne und die Lehne war der einzig verbliebene Platz. Hier sitzt Herzsprung jetzt strahlend über ihren tief im Polster eingesunkenen Kollegen, die aber nicht weniger glücklich lächeln. Kein Wunder. Sie alle wurden gestern Abend von der European Film Promotion (EFP) als Shootingstars 2008 ausgezeichnet, einer der wichtigsten Ehrung für Nachwuchsschauspieler in Europa.

22 Darsteller waren dafür nominiert worden, eine Jury wählte neun Gewinner aus. Gestern Mittag stellten sie sich im Kaisersaal am Potsdamer Platz vor. Zu ihnen gehören Joel Basman aus der Schweiz, Nicolas Cazalé aus Frankreich, Stine Fischer Christensen aus Dänemark, Elio Germano aus Italien, Maryam Hassouni aus den Niederlanden, Marko Igonda aus der Slowakei, Anamaria Marinca aus Rumänien – und Hannah Herzsprung. Die 26-Jährige tritt damit die Nachfolge von Daniel Brühl, Franka Potente und Maximilian Brückner an, die zuvor als Shootingstar ausgezeichnet wurden. „Ich bin glücklich über den Preis, denn er ist eine Anerkennung meiner Leistung“, sagte Herzsprung.

Mit „Vier Minuten“ war ihr im vergangenen Jahr der Durchbruch gelungen. Sie spielt darin ein Klavierwunderkind, das vom eigenen Vater missbraucht wird, später einen Mord auf sich nimmt und ins Gefängnis muss, wo sie durchdreht – bis eine Klavierlehrerin auftaucht und versucht, ihre Wunden zu heilen.

Hannah Herzsprung wollte diese Rolle unbedingt. So sehr, dass sie dafür beim Casting sogar vorgab, Klavier spielen zu können, obwohl das gar nicht stimmte. In einer Szene musste sie im Auswahlgespräch dann noch einen Papierzettel zerkauen. Sie war die einzige unter all den Bewerberinnen, die den Zettel auch schluckte. So etwas ist für Hannah Herzsprung, Tochter der Schauspieler Bernd und Barbara Herzsprung, selbstverständlich, sie arbeitet ehrgeizig an sich und ihren Rollen. Für „Vier Minuten“ nahm sie fast jeden Tag mehrere Stunden Klavierunterricht. Das beeindruckte auch die Jury, die die Shootingstars auswählte. „You are so amazing“, du bist umwerfend, lobte Derek Power gestern Hannah Herzsprung. Neben dem Shootingstar-Preis erhielt sie für „Vier Minuten“ bereits den Bayerischen Filmpreis als bestes weibliches Nachwuchstalent sowie den Undine Award als beste jugendliche Hauptdarstellerin in einem Kinospielfilm. „Ich habe so viel Herzblut, Kraft und Liebe in diesen Film gesteckt und dafür nun so viele Preise zu bekommen ist für mich das Beste und Schönste, was mir mit einem solchen Film passieren kann“, sagte Herzsprung.

Inzwischen hat sie mit „Der Vorleser“ an der Seite von Kate Winslet ihre erste internationale Produktion abgedreht und steht zurzeit für eine Verfilmung von Goethes „Werther“ als Lotte vor der Kamera. Als ausgezeichneter Shootingstar wird Herzsprung nun noch mehr Aufmerksamkeit bekommen als zuvor. Aber für all die neuen Angebote gilt ihr Grundsatz: ihr Bauch entscheidet. „Erst wenn ich fühle, dass eine Rolle zu mir passt, spiele ich sie auch. Alles andere kann nicht funktionieren“, ist sie überzeugt. Wie lange sie noch als Nachwuchsschauspielerin bezeichnet werden möchte, weiß sie selber nicht. Jetzt ist sie erst mal Shootingstar. Und das hört sich ja schon einmal viel glamouröser an. 

Zur Startseite