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Kultur: „Sie schädigen die Umwelt, sie verbrennen Geld“

Michael Crichton greift in seinem Bestseller „Welt in Angst“ Klimaforscher und Ökologen an – und antwortet seinen Kritikern

Michael Crichton, 1942 in Chicago geboren, gilt als Vater des „TechnoThrillers“. Seit den Sechzigerjahren veröffentlicht der studierte Mediziner Sachbücher und Romane zu wissenschaftlichen Themen. Der Durchbruch als Schriftsteller gelang ihm 1969 mit dem Science- Fiction-Roman „Andromeda“. Einer der größten Kino-Erfolge aller Zeiten wurde Stephen Spielbergs Film-Version von Crichtons „Jurassic Park“. Sein neuer Roman „Welt in Angst“ (Tagesspiegel vom 22. Januar) hat für Aufsehen und Proteste gesorgt, weil viele Öko-Aktivisten ihn als polemische Attacke gegen den Umweltschutz verstehen.

Mister Crichton, Sie stellen Öko-Aktivisten als Terroristen dar. Die schrecken nicht davor zurück, einen Tsunami auszulösen, um Angst zu verbreiten und Einfluss, Macht und Geld zu bekommen. Geht das nicht ein bisschen zu weit?

Ja, das geht zu weit! Aber ich versuche immer eine Geschichte zu erzählen, die auf einen Punkt der Realität zuläuft, der bisher so noch nicht reflektiert wurde. In „Jurassic Park“ habe ich Dinosaurier kreiert, um die Macht der Biotechnologie zu demonstrieren. Die Biotechnologen warfen mir vor, ich würde mit ihrer Forschung sehr unfair umspringen und Monster an die Wand malen. Ähnlich ist es mit den Umweltorganisationen. Natürlich produzieren sie keine Tsunamis. Aber sie verbreiten mit ihren Umwelt- Prognosen Ängste. Darüber besteht kein Zweifel.

Die von Ökologen behauptete Erderwärmung durch Treibhausgase sowie die prognostizierte Klimakatastrophe sind für Sie Märchen, bestenfalls unbewiesene Hypothesen. Wie begründen Sie das?

Das steht alles in den Fußnoten! Es ist mir wichtig, festzuhalten, dass ich nicht der Einzige bin, der das so sieht. In einer Rezension des Romans wurde darauf hingewiesen, dass einer von vier Klimaforschern Einwände gegen die angebliche Erderwärmung geltend macht. Einer von vier, das ist zwar keine Majorität, aber Wissenschaft ist auch keine Demokratie. Wissenschaft handelt nicht davon, wie viele Menschen an dies oder das glauben. Früher glaubten die Wissenschaftler nicht an die Kontinental-Verschiebung. Als ich als Schüler zu meinem Lehrer sagte, es sehe so aus, als hätten Afrika und Südamerika einmal zusammengehört, meinte der Lehrer: Nein, es sieht vielleicht so aus, doch es stimmt nicht. Heute wissen wir, dass es stimmt.

In einem Nachwort schreiben Sie: „Ich vermute, die Menschen im Jahre 2100 werden erheblich reicher sein als wir heute, mehr Energie verbrauchen, sich die Welt mit weniger Menschen teilen müssen und sich auch an mehr Natur erfreuen können als wir. Ich glaube, wir brauchen uns keine Sorgen um sie machen.“ Was macht Sie da so sicher?

Was meine Version der Ereignisse in dem Roman geprägt hat, war, dass ich die Studien aus den Siebzigerjahren gelesen habe. Damals gab es eine große Angst vor einer neuen Eiszeit. Es hieß, seit Jahren sei es kälter geworden, die Gletscher seien gewachsen. Die Klimaforscher prognostizierten ein Desaster für die Menschheit, es würde nie wieder warm werden! In Wirklichkeit aber wurde es in den nächsten Jahren wärmer. Heute sprechen alle davon, dass es zu warm ist, nicht zu kalt. In 30 Jahren glauben wir vielleicht wieder das Gegenteil dessen, was wir heute fürchten, aber die Angst bleibt dieselbe.

Sie werfen den Öko-Aktivisten vor, sie würden Daten und Fakten selektiv wahrnehmen und verzerrt wiedergeben. Könnte nicht auch Ihre eigene Interpretation der Daten und Fakten selektiv und unvollständig sein?

Natürlich. Beim Schreiben habe ich immer daran gedacht, welche Bedeutung das Buch in 35 Jahren haben könnte. Entweder werden die Leute dann das Buch lesen und sagen: Was für ein Idiot, der hatte ja vollkommen unrecht! Oder sie werden sagen: Crichton war einer der ersten, der laut und öffentlich verkündet hat, dass die Umweltprognosen nicht wahr sind; und er hat der Welt damit einen großen Dienst erwiesen. Vielleicht stehen meine Reputation und meine Zukunft auf dem Spiel. Aber ich bin von dem, was ich behaupte, überzeugt.

Amerikanische Umweltschützer fühlen sich von Ihrem Roman verleumdet und haben Ihnen Klagen angedroht. Haben Sie damit gerechnet oder vielleicht sogar darauf gehofft?

Ich habe E-Mails erhalten, die vom Innenleben der Umweltorganisationen berichten. Sie bestätigen meine Sicht dessen, was in Umweltorganisationen vor sich geht. Sie sind seit 30 Jahren von niemandem kritisiert worden. Niemand hat gesagt: Was ihr macht, ist falsch. Nun sind sie schockiert, dass jemand sie, die Kritiker, zu kritisieren wagt. Aber wer in der Welt ist schon vor Kritik gefeit? Niemand! Nicht sie, und ich bin es auch nicht. Umweltgruppen mögen erstaunt sein, dass man sich gegen sie wendet. Ich glaube, sie machen etwas falsch.

Was?

Sie schädigen die Umwelt, sie verbrennen Geld und sie halten unsere Aufmerksamkeit von dem ab, was wirklich wichtig ist. Ich glaube, ich habe das Recht, das zu sagen. Irgendjemand muss es tun.

Das Gespräch führte Frank Dietschreit.

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