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Kultur: Sieben Personen quälen einen Autor

Das Festival „OperOderSpree“ im Kloster Neuzelle macht das Beste aus Mozarts „Gans von Kairo“

So ganz reibungslos klappt das noch nicht mit der Koordination: Auch an den Tagen, an denen das Festival „OperOderSpree“ jede Menge Berliner ins Kloster Neuzelle bei Eisenhüttenstadt lockt, schließt die berühmte Barockkirche bereits um 16 Uhr ihre Pforten. Immerhin kann man das fast fertig sanierte Baudenkmal aus dem 18.Jahrhundert umkreisen, über die Katzenköpfe auf dem Klosterhof wackeln und im sanften Abendsonnenlicht den Blick durchs prachtvolle Tor auf die elegante, ganz in Ocker und Weiß gehaltene Kirchenfassade genießen.

Aus den Wirtschaftsgebäuden am idyllischen Klosterteich klingt derweil Gitarrenmusik, dazu improvisiert eine Klezmer-Klarinette. Die jungen Musiker des „Neuen Bulgarischen Sinfonieorchesters“ machen sich locker für die abendliche Aufführung. Kontakte zu den ehemaligen Ostblockstaaten sind den Veranstaltern wichtig. Die Sänger kommen aus Weißrussland und Polen, der Ukraine, Litauen, Lettland, Tschechien, außerdem aus Brasilien, China – und natürlich auch aus Deutschland. Die Gesangsprofessorin Jutta Schlegel von der Berliner Universität der Künste hat bereits 1991 im benachbarten Beeskow ein sommerliches Gesangsseminar ins Leben gerufen. Seit diesem Jahr firmiert das Beeskower Projekt zusammen mit dem 1998 gegründeten Neuzeller Opernsommer sowie dem seit 1993 bestehenden Lausitzer Musiksommer auf Gut Geisendorf und Schloss Branitz unter ihrer Leitung als „OperOderSpree“. So kann das Festival insgesamt 20 Aufführungen an vier verschiedenen ländlichen Spielorten zwischen Frankfurt/Oder und Cottbus bieten.

Neben Haydns „La vera costanza“ hat man sich diesmal Mozarts „Die Gans von Kairo“ und „Lo sposo deluso“ vorgenommen, zwei Opernfragmente, die nach der „Entführung aus dem Serail“ entstanden. Regisseurin Cornelia Just und ihrer Dramaturgin Nicola Heine haben um die wenigen Arien und Ensembles ein neues Stück gezimmert: Ein Autor, der ein Stück schreiben soll, mit dem er nicht zurande kommt, lässt seine Figuren probeweise von der Leine und hofft, dass sie den rechten Weg zum Happyend schon finden werden. Wie zu erwarten, laufen die Sänger immer in die entgegengesetzte Richtung, was zu allerlei Verwicklungen führt.

Matthias Friedrich spielt den zunehmend verzweifelnden Schriftsteller so Mitleid erregend realistisch, dass man ihm stellvertretend für die Regisseurin manche Holzhammereien der Dialoge verzeiht. Ganz elegant sind die Musiknummern in die Handlung eingepasst – und die jungen Bulgaren spielen sie unter Fausto Nardis Leitung auch so. Marco Comin, der selbst am Cembalo sitzt, hat dazu neue, täuschend echt klingende Rezitative geschrieben, genauso wie es sich für ein „Pasticcio“ gehört, bei dem vorhandene Musikstücke zu einem neuen Werk zusammengeschmiedet werden. Im etwas schäbigen Klosterhof, der seiner Renovierung noch harrt, kann erfreulicherweise ohne Verstärkung gespielt werden. Die Qualität der Sänger ist in diesem Jahr allerdings durchwachsen. Positiv fällt neben dem angenehmen Timbre von Olga Caspruk vor allem Elisa Fenners lieblicher lyrischer Sopran auf.

„Die Gans von Kairo“ wird bis 10.August gezeigt. Infos zur „OperOderSpree“: www.stiftneuzelle.de , Tickets: 01805/012300.

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