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Kultur: Silvio und Adriano

Rüdiger Schaper über italienische Verhältnisse

Wahrscheinlich ist Italiens Fernsehen eines der schlechtesten der Welt – manchmal auch eines der besten. Wenn Adriano Celentano den Volkstribun gibt. „RockPolitik“, seine neue Show bei der RAI, hat mit den ersten beiden Folgen Kulturgeschichte geschrieben. 50 Prozent Einschaltquote, kübelweise Hohn und Spott für Berlusconi, wie es noch keinem Regierungschef widerfuhr in einem staatlichen Sender, und obendrauf Prügel für die Opposition. „Silvio“ soll zurücktreten, Romano Prodi hat einen „ekligen MortadellaHintern“. Roberto Benigni und Gérard Depardieu als Stargäste und ein bisschen Sex und Rock’n’Roll. Die stärkste Droge für die Zuschauer aber ist Celentanos totales Polittheater. Dagegen sieht Dario Fo alt aus.

Im deutschen Fernsehen, das wahrscheinlich zu den besseren gehört, würde kein Gottschalk auch nur fünf Minuten Celentano-Entertainment überstehen. Deutsche Politiker sind eben nicht so schlimm und gierig wie Berlusconi. Die Gier nach der Quote war es auch, die Celentano, der in Italien eine Art Heiliger ist, für das beispiellose Berlusconi-Bashing nutzte. Er verlangte Narrenfreiheit und hat die RAI-Bosse von Berlusconis Gnaden in eine teuflische Verlegenheit gebracht. Absetzen? Weitersenden? Zensieren? Je nachdem, wie man es sieht, hat Italien jetzt zwei Probleme. Das eine heißt Berlusconi, das andere Celentano: RAI in der Tube.

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