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Nonnen aus "Sister Act".

© Sascha Radke Eventpress/Stage Entertainment

„Sister Act“ im Theater des Westens: Himmel, hilf!

Nach London, New York und Hamburg ist das Musical „Sister Act“ jetzt im Theater des Westens zu sehen. Star der Show ist das gut aufgelegte Nonnenensemble.

Die Girl-Reihe aus dem Friedrichstadtpalast bekommt Konkurrenz von ganz oben: Im Theater des Westens zeigen jetzt Nonnen, dass sie den Showgirls in nichts nachstehen. Wie eine lange Reihe Ordensschwestern Arm in Arm auf der Bühne steht und die Beine im Takt schwingt, ist eines der stärksten Bilder bei der Berlin- Premiere von „Sister Act“.

Das Musical basiert auf dem gleichnamigen Film von 1992 mit Whoopi Goldberg in der Hauptrolle, die auch Co-Produzentin des Stückes ist. Wer den Film gesehen hat, kennt die simple Story: Die abgehalfterte Barsängerin Deloris wird Zeugin, wie ihr Gangsterliebhaber einen Mann erschießt und muss ins Zeugenschutzprogramm. Sie wird in einem katholischen Kloster versteckt, eckt dort zunächst an, findet dann aber ihre Bestimmung darin, den Nonnenchor aufzumöbeln und lernt nebenbei die Bedeutung von wahrer Freundschaft zu schätzen.

Himmlisch ist erstmal wenig

Das Musical verlegt die Geschichte ins Philadelphia der 70er Jahre und dichtet eine Lovestory zwischen Deloris und dem Polizisten Eddie dazu. Die Musik aus der Feder des oscarprämierten Komponisten Alan Menken hat mit den Songs aus dem Film nichts zu tun. Wer auf „I will follow Him“ wartet, wird enttäuscht. 2006 feierte „Sister Act“ Premiere, es folgten Stationen in London, New York und Hamburg.

Himmlisch ist bei der Darbietung in Berlin erstmal wenig. Die Niederländerin Aisata Blackman in der Hauptrolle hat zwar Soul in der Stimme, schauspielerisch ist aber noch viel Luft nach oben, insbesondere im dialoglastigen ersten Drittel. Auch Mischa Mang in der eindimensionalen Rolle des Bösewichts Curtis kann nicht wirklich überzeugen. Der unangenehmste Moment des Abends ist der Song „Ich mach sie kalt“, in dem Curtis die Gewaltfantasien besingt, die er seiner Ex-Liebhaberin gegenüber hegt.

Daniela Ziegler überzeugt als Mutter Oberin

Dazu kommen hölzerne Dialoge und platte Witze über die Hautfarbe von Deloris. Bergauf geht es erst gegen Ende des ersten Akts mit „Singt hinauf zum Himmel“, in dem die Nonnen unter Deloris’ Leitung singen und das ganze Potential des Ensembles zur Geltung kommt. Ein Gänsehautmoment, der für den schwachen Auftakt etwas entschädigt. Im stärkeren zweiten Akt kommt es – Gott sei Dank – zu weniger flachen Dialogen, und der Nonnenchor kann zeigen, was in ihm steckt. Daniela Ziegler überzeugt in der Rolle der strengen Mutter Oberin mit trockenem Humor und komödiantischen Timing. Sie spielte die Rolle bereits 2010 in Hamburg, nach 17 Jahren kehrt sie jetzt mit „Sister Act“ ins Theater des Westens zurück, wo sie in den 90ern in Musicals wie „Evita“ und „Nine“ zu sehen war.

Auch Abla Alaoui, Maren Somberg und Regina Venus gehen in ihren Rollen als die Schwestern Mary Robert, Mary Patrick und Mary Lazarus auf – letztere glänzt gar mit einer Rap-Einlage. Wenn dann zum Finale die Ordensschwestern im Glitzerhabit über die Bühne fegen, eine riesige Madonnenstatue als Diskokugel fungiert und selbst der Papst einen Kurzauftritt hat, sind die Sünden des ersten Akts fast vergeben.

"Sister Act" im Stage Theater des Westens, bis 26. Februar 2017

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