zum Hauptinhalt

Slutwalk: Schlampen in der Falle

Zu Tausenden sind am Samstag die „Schlampen“ aufmarschiert, um in ganz Deutschland gegen sexuelle Gewalt zu protestieren. Nadine Lange hält nicht viel von „Slut Walks“ und fordert einen neuen Feminismus.

Einer alten AktivistInnen-Weisheit zufolge lassen sich diffamierende Begriffe umdeuten, indem man sie bewusst positiv verwendet. Als Erfolgsmodelle werden gern „schwul“ oder „Nigger“ angeführt, die von den jeweiligen Gruppen angeblich „umgedreht“ wurden. Dabei handelt es sich aber höchstens um Teilerfolge. Beide Begriffe sind in sehr großen Teilen der Welt – zum Beispiel auf Schulhöfen – noch immer Schimpfwörter. Sie haben lediglich in bestimmten Kontexten wie der liberalen Presse oder dem amerikanischen Hip-Hop eine nicht abwertende Bedeutungsebene hinzugewonnen.

Derzeit läuft der ebenfalls aussichtslose Versuch, den Begriff „Schlampe“ umzudeuten, woran sich zudem die Hoffnung auf einen neuen Feminismus knüpft. Die in Toronto gestartete Bewegung der sogenannten slut walks ist am Wochenende auch in Deutschland angekommen. „Mein Arsch gehört mir“, „Klar will ich’s – aber nicht von dir“: Mit solchen Sprüchen setzten sich die Demonstrantinnen und Demonstranten in betont freizügigen Outfits für sexuelle Selbstbestimmung ein.

Alles richtig und schön, aber leider vergeblich und etwas naiv angesichts einer übermächtigen Mainstream-Kultur, die heute mehr denn je von softpornografischen Frauendarstellungen dominiert wird. Wer sich im gleichen Zeichen-Pool bedient, hat es verdammt schwer. So wurden die Demo-Schlampen denn auch vielfach begafft. Ein paar Plakate und Slogans reichen leider nicht, die von ihnen benutzten Attribute aus der industriellen Umklammerung zu befreien. Es ist in der Tat Zeit für einen neuen Feminismus.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false