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So kann’s gehen: Darf man Spatzen füttern?

In Freiluftcafés beobachte ich immer wieder, wie vermeintliche Vogelfreunde die Spatzen mit Kuchen füttern und sich freuen, wenn die Tiere auf Tellern und Gläsern herumspringen. Derart animiert, stürzen sich die Tiere manchmal auch auf die Pizza der unbeteiligten Gäste.

In Freiluftcafés beobachte ich immer wieder, wie vermeintliche Vogelfreunde die Spatzen mit Kuchen füttern und sich freuen, wenn die Tiere auf Tellern und Gläsern herumspringen. Derart animiert, stürzen sich die Tiere manchmal auch auf die Pizza der unbeteiligten Gäste. Was vorne reinkommt, geht seinen natürlichen Gang, und die Spuren sind auf Tischen und Stühlen zu sehen. Ist das gesellschaftsfähig?

Manche Menschen ziehen tiefe Befriedigung daraus, Tiere zu füttern. Dabei merken sie gar nicht, dass sie in erster Linie sich selbst gefallen wollen und je nachdem, was sie verfüttern, den Tieren nicht mal einen Gefallen tun. Wer so unsensibel handelt, macht auch keinen Halt vor der von Ihnen beschriebenen Situation. Im Sommer haben es Vögel doch sowieso viel leichter, selber Nahrung zu finden. Sie in einem Open-Air-Café gezielt anzulocken, halte ich für nicht gesellschaftsfähig. Denn natürlich ermuntert man die Tiere zu einem Verhalten, das ihnen gar nicht entspricht. Wenn sie aufgeregt zwischen den Köpfen herumflattern, ist die Verletzungsgefahr groß, außerdem werden wahrscheinlich Aggressionen bei den anderen Gästen freigesetzt. Mal abgesehen davon ist es natürlich ausgesprochen unhygienisch.

Vernünftig wäre es, wenn die betroffenen Betreiber solche Gäste bitten würden, das Füttern einfach zu lassen. Natürlich laufen sie Gefahr, einige Stückchen Kuchen weniger zu verkaufen. Aber die Mehrheit der Gäste wird sich wohler fühlen. Außerdem sinken die Kosten für die Reinigung des Cafés. Und die Vögel aus der Nachbarschaft werden auch satt, wenn sie die Krümel vom Boden picken, nachdem die Gäste gegangen sind. Für die notorischen Fütterer ein kleiner Tipp: Wenn gute Taten zu viel Wohlgefühl verursachen oder den Ärger der Mitmenschen provozieren, sollte man sie unbedingt noch mal auf den Prüfstand stellen.

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