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So kann’s gehen: Dürfen andere im Müll wühlen?

Kürzlich habe ich mal den Badezimmerschrank aufgeräumt und einiges an alten Tuben und Tiegeln zum Müll gebracht. Als ich später wieder dort vorbeikam, sah ich eine Frau, die an der Tonne stand und in meiner Mülltüte herumwühlte. Das war mir sehr unangenehm. Kann und soll man sich gegen so was wehren?

Dass es Ihnen peinlich ist, wenn wildfremde Leute in Dingen herumwühlen, die gestern noch zum Inhalt ihres Badezimmerschrankes gehörten, kann ich verstehen. Andererseits haben Sie sich davon getrennt. Vieles, was uns wertlos erscheint, ein Nagellack, dessen Farbe doch ein wenig jenseitig war, Kosmetikproben, mit denen wir nichts wirklich anfangen können, ist für richtig arme Menschen noch nützlich. Natürlich ist der Gedanke im Grunde unerträglich, dass unter uns Menschen leben, die einen Teil ihres Lebensunterhalts aus Mülltonnen bestreiten. Verständlich, dass man das gern verdrängt. In Hochhaussiedlungen werden Mülltonnen oft eingezäunt. Den Müll auf diese Weise abzuschotten, halte ich eigentlich für pervers. Man ändert Dinge nicht durchs Weggucken.

Wahrscheinlich haben Sie weder Lust noch Zeit, einen Dienst zu organisieren, der überflüssigen Luxus bei Leuten abholt und in Sammelstellen Bedürftigen gratis zur Verfügung stellt. Sinnvoll wäre das vielleicht, aber vermutlich auch sehr aufwendig.

Nein, ich denke nicht, dass man solche Menschen auch noch verjagen sollte. Wenn Sie etwas wegwerfen, das auf den Vorbesitzer schließen lässt, können Sie das unkenntlich machen. Ansonsten würde ich mich nicht weiter drum kümmern. Viel näher läge der Gedanke, einem Menschen, den man dabei ertappt, wie er im Müll nach Brauchbarem sucht, etwas Geld zu schenken. Ein schlechtes Gewissen angesichts der Müllmenschen könnte man effizient bekämpfen, in dem man gelegentlich auf einen eigentlich überflüssigen Kauf verzichtet und das gesparte Geld auf diese Weise weitergibt.

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