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So kann’s gehen: Muss ich an Glastüren klopfen?

Immer wieder sonntagsfragen Sie Elisabeth Binder

Vor einiger Zeit ist unser Unternehmen umgezogen in ein neues Bürogebäude. Anders als früher sind dort alle Türen aus Glas. Nun haben wir uns gefragt, ob man eigentlich auch weiterhin anklopfen muss, bevor man ein Büro betritt, oder ob sich das erübrigt. Man sieht sich ja eh.

Bei undurchsichtigen Türen ist das Klopfen nicht nur eine Höflichkeitsgeste, sondern hat auch eine handfeste Warnfunktion. Wenn jemand unvermittelt eine Tür aufreißt, hinter der jemand gerade sehr konzentriert arbeitet, besteht die Gefahr, dass er sich buchstäblich zu Tode erschreckt. Außerdem läuft man da immer Gefahr, einen Kollegen in eine peinliche Situation zu bringen. Vielleicht ist er gerade dabei, sich umzuziehen. Oder er ist in einen Kuss mit der Praktikantin versunken. Insofern sind Glastüren wirklich ein Segen der modernen Bürogestaltung, und Sie sollten sich glücklich schätzen, dass dadurch die Gefahr, dass Sie an Herzinfarkt sterben oder unfreiwillige Beiträge zum Büroklatsch liefern, erheblich reduziert wird. Wo mittels Glastüren eine größere Transparenz herrscht, ist es umso wichtiger, behutsam miteinander umzugehen. Nicht jeder sitzt gern auf dem Präsentierteller. Anklopfen ist also auch bei gläsernen Türen nicht nur ein zusätzlicher Akt der Höflichkeit, sondern manchmal sogar ein notwendiger. Sowieso müssen Sie anklopfen, wenn der Kollege, den Sie besuchen wollen, Sie nicht sieht. Das ist hoffentlich der Regelfall, denn Glastüren sollen nicht dazu verführen, ständig nach draußen zu schauen, wer wohl alles vorbeischneit. Vorsichtshalber sollten Sie auch dann anklopfen, wenn der Kollege Sie zwar zur Kenntnis genommen hat, aber nicht damit rechnet, dass Sie ihn besuchen kommen. Nur wenn er Ihnen entgegenstrahlt und mit Gesten zu erkennen gibt, wie sehr er sich über Ihren Besuch freut, können Sie sich das Klopfen ersparen.

Bitte schicken Sie Ihre Fragen mit der Post (Der Tagesspiegel, „Immer wieder sonntags“, 10876 Berlin) oder mailen Sie diese an:

meinefrage@tagesspiegel.de

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