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So kann’s gehen: Muss ich die Wurst nehmen?

Ich finde es schlimm, dass Verkäufer am Fleischstand Wurst anfassen, nachdem sie vorher Geldscheine entgegengenommen haben. Nach wie vor muss ich das erleben.

Ich finde es schlimm, dass Verkäufer am Fleischstand Wurst anfassen, nachdem sie vorher Geldscheine entgegengenommen haben. Nach wie vor muss ich das erleben. Wie kann man sich wehren?

Glücklicherweise geht diese Unsitte immer mehr zurück. In guten Geschäften benutzen die Verkäufer Handschuhe, bevor sie unverpackte Lebensmittel wie Wurst in die Hand nehmen und ziehen sie vor dem Kassieren wieder aus. Oder sie fangen die Scheiben in einem Kästchen auf und fassen sie nicht selber an. Aber natürlich reicht solches Hygienebewusstsein nicht bis an jeden kleinen Marktstand. Wie sollte es auch? Große Unternehmen können es sich leisten, ihre Mitarbeiter fortzubilden, zum Beispiel in Hygiene, kleinere Betriebe nicht unbedingt.

Natürlich kostet es Überwindung zu sagen, das nehme ich jetzt lieber nicht, weil Sie das so angefasst haben. Aber was ist die Alternative? Wollen Sie die einmal gekaufte Ware zu Hause wegwerfen, weil es Sie graust bei dem Gedanken, was da von schmutzigen Geldscheinen alles drauf übertragen worden sein könnte? Ich habe auch schon erlebt, dass man dann als Menschenhasser dasteht und sich auch so vorkommt.

Trotzdem bin ich sicher, dass man Gutes für die Allgemeinheit bewirkt, indem man diese Überzeugungsarbeit leistet. Und natürlich tun Sie auch dem Betreiber eines kleinen Cafés einen Gefallen, indem Sie die Fortbildung übernehmen, die er selber vielleicht nicht leisten kann. Wie soll er denn Kundenwünsche erkennen, wenn niemand ihm sagt, dass er das Croissant lieber mit der Gebäckzange auf den Teller heben soll? Verzichten Sie auf den Kauf oder bitten Sie darum, dass die Wurst noch mal neu eingepackt wird, aber mit anderen Werkzeugen als den Geldbazillenfingern. Ertragen Sie die bösen Blicke und freuen Sie sich stattdessen, dass Sie mithelfen, die Welt in einen gesünderen Ort zu verwandeln.

Bitte schicken Sie Ihre Fragen mit der Post (Der Tagesspiegel, „Immer wieder sonntags“, 10876 Berlin) oder mailen Sie diese an:

meinefrage@tagesspiegel.de

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