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So kann’s gehen: Muss ich um Erlaubnis fragen?

Einmal im Monat lade ich eine ehemalige Kollegin zum Brunch ein, die sich nach dem Tod ihrer Mutter einsam fühlt. Wiederholt hat während ihres Besuchs ein alter Freund angerufen, dem ich anbot, um 17 Uhr vorbeizukommen, da die Kollegin spätestens um 15.

Einmal im Monat lade ich eine ehemalige Kollegin zum Brunch ein, die sich nach dem Tod ihrer Mutter einsam fühlt. Wiederholt hat während ihres Besuchs ein alter Freund angerufen, dem ich anbot, um 17 Uhr vorbeizukommen, da die Kollegin spätestens um 15.30 Uhr aufbricht. Leider war sie danach jedes Mal eingeschnappt. Muss ich sie etwa fragen, ob der Freund kommen darf?

Das wäre nun wirklich zu viel verlangt, eine Freundin um Erlaubnis zu fragen, welche anderen Kontakte man pflegen kann. Vielleicht müssen Sie nur das Prozedere anders handhaben. Einsamkeit macht dünnhäutig. Sie müssen also mit der Möglichkeit rechnen, dass Ihr Gast die Situation völlig falsch interpretiert. Schlimmstenfalls bildet sich die Ex-Kollegin ein, dass Sie den Anruf extra bestellt haben, um klarzumachen dass die Einladung zeitlich begrenzt ist. Normalerweise sollte jede Einladung auf zwei, drei Stunden beschränkt sein. Das ist guter angloamerikanischer Brauch und in meinen Augen eine große zivilisatorische Errungenschaft. Leider hat es diese Sitte schwer, bei uns Verbreitung zu finden. Zu tief sitzt das Gefühl, eine Einladung müsse zeitlich unbegrenzt sein, um wirklich gastfreundlich zu wirken. Das ist natürlich Unsinn, weil es die Zahl der Einladungen insgesamt reduziert. Manchmal brechen die Geladenen allein deshalb nicht wieder auf, weil sie fürchten, mit einer kurzen Verweildauer ein Missfallen an der Party zum Ausdruck zu bringen.

Vielleicht sollten Sie mit Rücksicht auf die angegriffenen Nerven Ihres Gastes Telefongespräche mit weiteren Verabredungen in einen anderen Raum verlagern. Wenn es sich immer um denselben Anrufer handelt, können Sie ihm vorab einen Hinweis geben. Ich finde es auch immer etwas unhöflich, wenn der Gastgeber sich ausführlich mit einem zufälligen Anrufer unterhält. So sensationell neu ist das Telefon ja nicht mehr, dass der Anrufer automatisch Vorrang haben muss.

Bitte schicken Sie Ihre Fragen mit der Post (Der Tagesspiegel, „Immer wieder sonntags“, 10876 Berlin) oder mailen Sie diese an:

meinefrage@tagesspiegel.de

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