zum Hauptinhalt

So kann’s gehen: Wie erziehe ich den Nachbarn?

Meinem sehr netten Nachbarn gieße ich während der Ferien häufig Pflanzen und Blumen. Der im Gegenzug geschenkte Süßkram ist leider oft vergammelt.

Meinem sehr netten Nachbarn gieße ich während der Ferien häufig Pflanzen und Blumen. Der im Gegenzug geschenkte Süßkram ist leider oft vergammelt. Dieses Mal war es eine angebrochene Packung mit bereits abgelaufenem Verfallsdatum. Wie mache ich meinem Ärger Luft, ohne den Nachbarn zu blamieren?

Sind Sie sicher, dass es sich um einen sehr netten Nachbarn handelt? Wer so geizig ist, kann eigentlich nicht mal nett sein, geschweige denn „sehr nett“. Am besten bringen Sie ihm die Schachtel zurück und sagen, Sie hätten sie gar nicht annehmen sollen, weil es sich doch in jedem Fall um nachbarschaftliche Hilfe handele, also um einen Gefallen, der keinerlei Entlohnung bedarf. Dann sagen Sie, dass Sie vielleicht überbesorgt um die eigene Gesundheit sind und niemals Sachen essen, die ihr Verfallsdatum schon überschritten haben, obwohl Sie durchaus Leute kennten, die zum Beispiel bei Schokolade oder Kaffee nichts dabei fänden, weil man sich daran nicht so leicht den Magen verderben kann. Es nützt nichts, nach Tagen wutschnaubend in der Tür zu stehen und empört zu fragen, ob der Nachbar einen zum Dank vergiften wolle. Manche Menschen sind in so engen Verhältnissen und so schwierigen Zeiten aufgewachsen, dass sie in dieser Hinsicht vielleicht kein Problembewusstsein entwickeln konnten.

Insofern könnten Sie umgekehrt an ihm eine gute Tat tun, indem Sie ihn auf die Skurrilität seines Verhaltens aufmerksam machen. Bringen Sie ihm doch einfach mal aus heiterem Himmel eine Schokolade aus dem jüngsten Sonderangebot vorbei und bitten Sie ihn, die auf jeden Fall ganz frisch zu genießen, nur um mal den Unterschied zu schmecken. Das Preisschild können Sie in dem Fall ruhig drauf lassen. Spätestens dann sollte er merken, dass er ziemlich aus der Zeit gefallen ist.

Bitte schicken Sie Ihre Fragen mit der Post (Der Tagesspiegel, „Immer wieder sonntags“, 10876 Berlin) oder mailen Sie diese an:

meinefrage@tagesspiegel.de

Zur Startseite