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So kann’s gehen: Wie erziehe ich zu Großzügigkeit?

Immer wieder sonntags fragen Sie Elisabeth Binder

Während ich mein Geld sehr sorgfältig einteilen muss, verdient mein Freund über 4000 Euro netto. Seine Lebensführung ist sehr sparsam, auch mir gegenüber. Fürs Kino zahlt jeder selbst. Manchmal macht er mir kleine Geschenke, Pralinen oder Sherry, aber immer vom Discounter. Wenn ich ihm was schenke, achte ich nicht auf den Preis, sondern auf die Qualität. Es kränkt mich, dass er für mich nur das Billigste kauft, wie mache ich das deutlich?

Wahrscheinlich ist Ihr Freund superstolz auf seine Generosität. Möglicherweise nimmt er gar nicht mal wahr, dass Ihre Geschenke viel großzügiger sind als seine, weil Sie ärmer sind und mehr Wert auf Qualität legen. Wenn Sie das Thema anschneiden, rechnen Sie damit, sich mit ganz grundsätzlichen Fragen auseinandersetzen zu müssen. Manche Männer tendieren nun mal zum Geiz. Also müssten Sie zunächst für sich die Frage klären, ob Sie Ihren Freund ausreichend lieben, um seine Macken auf Dauer ertragen zu können. Immerhin macht er ja Geschenke, das heißt, er ist nicht rettungslos geizig, aber eben sehr sparsam. Solche Sparsamkeit kann auch in anderen Bereichen einen Verzicht auf Lebensfreude und Genuss nach sich ziehen. Wer am Sherry spart, wird auch im Urlaub lieber ein billiges Hotel buchen als ein teures.

Die Diagnose Engherzigkeit sollte man trotzdem vielleicht nicht zu rasch stellen. Kann ja sein, dass er größten Wert darauf legt, um seiner selbst willen geliebt zu werden, nicht wegen seines Geldes. Für eine gewisse Probezeit wäre das tolerabel, aber auf Dauer funktioniert das sicher nicht. Sagen Sie bei der nächsten Billigschachtel Pralinen, dass Sie sich sehr über seine Aufmerksamkeit freuen. Dann nennen Sie den Namen eines Luxusherstellers und sagen, dass Sie lieber seltener mal eine Schachtel von dem bekämen. Mit dieser Eröffnung gehen sie einen Schritt weiter in die Beziehung hinein. Oder heraus.

Bitte schicken Sie Ihre Fragen mit der Post (Der Tagesspiegel, „Immer wieder sonntags“, 10876 Berlin) oder mailen Sie diese an:

meinefrage@tagesspiegel.de

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