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So kann’s gehen: Wie melde ich mich?

Immer wieder sonntagsfragen SieElisabeth Binder

Bei Nachrichten auf dem Anrufbeantworter wird häufig ein Artikel vor den Namen gestellt, zum Beispiel „Hier ist der Georg“ oder „Hier spricht die Ellen“. Ich finde das albern und melde mich schlicht mit Erika. Wie ist es denn korrekt?

Auch die Sprache ist Moden unterworfen. Schließlich stiftet sie Identität. Bestimmte Gruppen, auch Generationen benutzen Formulierungen, um sich abzuheben. Manchmal steckt in einem kleinen Artikel auch ein ganzes Lebensgefühl. Kann doch sein, dass „der Georg“ und „die Ellen“ Einzelkinder waren und sich von Anfang an als etwas Besonderes fühlen und verhätscheln lassen durften. Wohingegen Erika vielleicht zu Bescheidenheit und Zurückhaltung erzogen worden ist. Das ist ganz sicher in Ordnung so und darf auch beibehalten werden. Sie sollten es nur möglichst dem Georg und der Ellen nicht ankreiden, dass sie sich so melden, wie sie es eben tun.

Zwar nerven einen manchmal bei anderen Menschen Formulierungen, die unvertraut oder gar manieriert rüberkommen. Aber wenn es nicht allzu übertrieben klingt, sollte man immer versuchen, die sympathischen Aspekte solcher Formulierungen zu sehen. Dass es für diese Kleinigkeiten keine festen Vorschriften mehr gibt, ist doch auch ein Ausdruck von wünschenswerter Freiheit. So wie man sich bei der Kleidung schon lange keinem Diktat mehr unterwerfen muss, kann man sich auch sprachlich individuell inszenieren.

Wobei es sicher nützlich ist, sehr private sprachliche Eigenarten aus dem beruflichen Umfeld raus zu lassen. Und wenn man merkt, dass andere genervt sind, ist es immer richtig, Rücksicht zu nehmen. Hat man den Eindruck, dass eine bestimmte Sprachwahl auch mit der Zugehörigkeit zu einer Generation zu tun hat, ist es auf jeden Fall eine gute Idee, direkt nachzufragen, wie sich eine bestimmte Formulierung eigentlich anfühlt. So kommt man miteinander ins Gespräch und lernt noch was.

Bitte schicken Sie Ihre Fragen mit der Post (Der Tagesspiegel, „Immer wieder sonntags“, 10876 Berlin) oder mailen Sie diese an:

meinefrage@tagesspiegel.de

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