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So kann’s gehen: Wie wird man alte Floskeln los?

Was halten Sie von sich klein machenden Ausdrücken wie „Meine Wenigkeit“, „Meine bessere Hälfte“ etc. oder „Angenehm“ bei der Vorstellung?

Was halten Sie von sich klein machenden Ausdrücken wie „Meine Wenigkeit“, „Meine bessere Hälfte“ etc. oder „Angenehm“ bei der Vorstellung? Würden Sie einem guten Bekannten, der sich mit diesen Formulierungen unsympathisch macht, raten, darauf zu verzichten?

Solche Ausdrücke wirken in der Tat recht antiquiert und gespreizt. Bei manchen Floskeln machen sich die Benutzer die Inhalte selber überhaupt nicht mehr klar, weil sie einfach seit Jahrzehnten gewohnt sind, sich so auszudrücken. Uralte Gewohnheiten werden Sie mit dem Hinweis, dass es heute als uncool gilt, sich so verschnörkelt auszudrücken, nicht einfach wegwischen. Sie machen sich also im Zweifelsfall unbeliebt, ohne den gewünschten Effekt zu erzielen. Wenn es sich aber um einen wirklich guten Bekannten handelt, wäre es einen Versuch wert. Vielleicht sollte man das in Frageform versuchen: „Wieso brichst du dir immer diese Verzierungen ab, du bist doch gar keine Wenigkeit?“ Oder: „Bist du sicher, dass deine Frau deine bessere Hälfte ist?“ Graben Sie die Floskeln an, indem Sie sie wörtlich verstehen und laut darüber nachdenken, was sie eigentlich bedeuten. So bringen Sie auch Ihren Bekannten dazu, sich mal zu überlegen, was er da eigentlich sagt.

Sprache ändert sich im Laufe des Lebens. Man muss nicht jede Mode mitmachen, und es wirkt auch daneben, wenn betagtere Zeitgenossen auf Teufel komm raus einen voll krassen Jugendslang pflegen. Aber man muss auch nicht für immer in den Wendungen gefangen bleiben, die man als Backfisch mal den Großeltern abgelauscht hat. Manches ist einfach eine Geschmacksfrage. „Angenehm“ finde ich nicht so schlimm. Wortwörtlich übersetzt entspricht das dem auch heute noch im Angelsächsischen durchaus gebräuchlichen „pleasure“. Dabei wirkt es immer besser, wenn man auf Floskeln ganz verzichtet und eine persönliche Formulierung wählt.

Bitte schicken Sie Ihre Fragen mit der Post (Der Tagesspiegel, „Immer wieder sonntags“, 10876 Berlin) oder mailen Sie an meinefrage@tagesspiegel.de

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