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So kann’s gehen: Wie wird man Silvestergäste los?

Eigentlich lade ich mir gern Silvestergäste ein. Zunehmend stört es mich aber, dass Partys zum Jahreswechsel immer so lange dauern.

Eigentlich lade ich mir gern Silvestergäste ein. Zunehmend stört es mich aber, dass Partys zum Jahreswechsel immer so lange dauern. Wie wird man die Gäste vor fünf Uhr morgens wieder los, ohne unhöflich oder spießig zu wirken?

Manchmal leiden Gäste und Gastgeber gleichermaßen an eingebildeten Höflichkeitsregeln. Die Gastgeber möchten ihre Gastfreundschaft nicht begrenzen, indem sie eigene Schwächen wie Ermüdbarkeit offenbaren. Die Gäste wollen nicht den Eindruck erwecken, die Fete gefalle ihnen nicht, deshalb halten sie lieber eisern bis zum Morgen durch. Dies ist ein sehr deutsches Phänomen. Mein großes Vorbild ist seit langem der angloamerikanische Raum, wo Partys auf zwei, drei Stunden begrenzt sind, also die umgekehrten Höflichkeitsregeln gelten. Ich bin sicher, dass sich der bewusste und rücksichtsvolle Umgang mit Zeit, der eigenen ebenso wie der der anderen, auch hier durchsetzen wird.

Warum gehen Sie nicht mit gutem Beispiel voran? Es ist unsinnig, Freunden eine Party zu verweigern, nur weil man Angst hat, sie nicht wieder los zu werden. Begrenzen Sie den Zeitraum doch von Anfang an, indem Sie etwa zum Feuerwerkscocktail von 22 Uhr bis 2 Uhr morgens einladen. Oder zum Abendessen mit anschließendem Feuerwerk von 20 Uhr bis 1 Uhr morgens. Ganz feierwütige Gäste können sich für die zweite Hälfte der Nacht ja noch was anderes vornehmen, Ihre Einladung wird ihnen die Planung sogar erleichtern.

Die Qualität einer Party hängt nicht, wie oft fälschlich angenommen, von ihrer Länge ab, sondern von der Herzlichkeit der Teilnehmer und der Bereitschaft, möglichst viel aus der gemeinsam verbrachten Zeit zu machen. Ist die von vornherein beschränkt, steigt diese Bereitschaft unter Umständen eher. Ein neues Jahr ist gut für neue Anfänge. Was sich Silvester bewährt hat, kann man beim Geburtstag dann gleich wiederholen.

Bitte schicken Sie Ihre Fragen mit der Post (Der Tagesspiegel, „Immer wieder sonntags“, 10876 Berlin) oder mailen Sie an meinefrage@tagesspiegel.de

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