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Kultur: So wie es ist, so wie er war

Er suchte das Schöne im Alltäglichen, das Besondere im Gewohnten: Hausfassaden, Brachgelände, ungastliche UBahnhöfe oder anonyme Straßenabschnitte sind in den Fotografien von Dirk Reinartz einfach das, was sie sind. Sie geben nicht an.

Er suchte das Schöne im Alltäglichen, das Besondere im Gewohnten: Hausfassaden, Brachgelände, ungastliche UBahnhöfe oder anonyme Straßenabschnitte sind in den Fotografien von Dirk Reinartz einfach das, was sie sind. Sie geben nicht an. Sie zeigen ungeschönt alle Trivialität und Banalität der Umwelt, in der Menschen leben und arbeiten. Mit dem sachlichen Blick seines Lehrers Otto Steinert an der Essener Folkwangschule dokumentierte Reinartz, 1947 in Aachen geboren, als Visum-Fotograf öffentliche Orte in Deutschland und anderswo (Foto: Treppe in Budapest). Immer schwingt auch ein journalistisches Ethos von distanzierter Neugier mit. Von 1971 bis 1977 arbeitete Reinartz für den „Stern“, später druckten Magazine wie „Life“ oder „Fortune“ seine Bildreportagen. Ihn interessierten die Spuren der Zeit und der Zeitgeschichte. Neben normalen Lebenswelten fotografierte er verfallene Bismarck-Denkmäler, Sitzbänke quer durch die Republik, aber auch viele Künstler. Besonders eindringlich sind die Arbeiten, die zwischen 1991 und 1993 in den ehemaligen Konzentrationslagern Auschwitz oder Bergen-Belsen entstanden: die Ästhetik einer Totenstille. In Berlin waren Werke des Professors für Fotografie an der Kieler Muthesius Hochschule zuletzt im Martin-Gropius-Bau in der Ausstellung „Innere Angelegenheiten“ zu sehen. Am Wochenende ist Dirk Reinartz überraschend während einer Reise in Berlin gestorben. nir

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