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Sonntagsfrage: Dürfen die Leute an mir rumzupfen?

Immer öfter passiert es mir, dass Menschen, die ich gar nicht näher kenne, an meiner Kleidung etwas zu korrigieren haben. Ein Haar oder ein Faden wird entfernt, ein Kragen gerichtet, an der Mütze gezupft, damit sie schicker aussieht. Mich stören diese distanzlosen Übergriffe zunehmend. Wie kann ich mich wehren?

Dass es freundlich ist, andere Menschen auf kleinere Mängel in ihrem Aussehen hinzuweisen, habe ich an dieser Stelle schon häufiger gesagt. Allerdings bedeutet das nicht, dass es auch in Ordnung ist, gleich selbst zur Tat zu schreiten. Ich kann schon verstehen, dass es Ihnen unangenehm ist, einfach so angefasst zu werden. Hier muss ich mal eine altmodische Formulierung gebrauchen: Es gehört sich einfach, vorher um Erlaubnis zu fragen. Man kann ja den anderen auf einen Mangel freundlich hinweisen: „Ich fürchte, du hast da ein Haar auf dem Kragen.“ Erst wenn der oder die Angesprochene offensichtlich Mühe hat, das Problem selbst in den Griff zu kriegen oder die beanstandete Stelle zu lokalisieren, könnte man anbieten: „Ich helfe dir gern, wenn du gestattest.“ Oder: „Kürzlich habe ich eine ganz neue Variante gesehen, wie man Mützen tragen kann. Darf ich dir das mal vorführen, deine sieht aus, wie dafür gemacht.“ Wenn dann die Antwort kommt: „Nein danke, mir gefällt es so, das ist halt mein Stil“, muss man das akzeptieren.

Machen Sie Ihren Nervensägen einfach klar, dass für Sie ein solches Verhalten nicht akzeptabel ist. Wenn das wieder passiert, sagen Sie in aller Deutlichkeit, dass Sie sich über Hinweise freuen, aber das ständige Gezupfe gar nicht schätzen und es schön fänden, wenn das künftig unterbliebe. Gute Absichten machen noch kein gutes Benehmen. Deutliche Worte aber manchmal schon.

Bitte schicken Sie Ihre Fragen mit der Post (Der Tagesspiegel, „Immer wieder sonntags“, 10876 Berlin) oder mailen Sie diese an:

meinefrage@tagesspiegel.de

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