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Sonntagsfrage: Welche Titel gehören in die Anrede?

Kürzlich habe ich länger mit dem Chef eines ehedem regierenden Königshauses in einer mir wichtigen Angelegenheit zusammengesessen. Korrekterweise habe ich ihn immer mit "Königliche Hoheit" angesprochen. Nach einiger Zeit ging mir das selber auf die Nerven. Ich finde, dass er mich davon ruhig hätte entbinden können. Was meinen Sie?

Um Ihre Frage korrekt zu beantworten, musste ich eine Weile recherchieren. Dort, wo es sehr höfisch und gesellschaftlich zugeht, würde man eine solche Anrede eventuell gebrauchen. Wobei es immer darauf ankommt, welche Vergangenheit die eigene Familie hat. Je edler der Stammbaum, desto unkomplizierter der Umgang mit Nachfahren anderer Adelshäuser. Und je weiter südlich man kommt, desto wichtiger werden Titel.

In Bayern und Österreich spielen formelle Anreden eine viel größere Rolle als hier in Berlin. In dem von Ihnen geschilderten Fall wäre es am besten gewesen, Sie hätten am Anfang einmal diese Anrede gebraucht. Damit hätten Sie respektvoll deutlich gemacht, dass Ihnen klar ist, mit wem Sie es zu tun haben, und dass Sie wissen, wie man sich da benimmt. Aber das hätte gereicht, auch wenn das Gespräch für Sie wichtig war. Wenn Sie im Folgenden von sich aus die Anrede Prinz X. gewählt hätten, wäre das nach allen Regeln ausreichend und korrekt gewesen.

Alte Adelstitel sind seit 1919 Bestandteil des normalen Namens. Nachfahren ehemaliger adeliger Familien verzichten untereinander freilich auf die Titelfragmente des Namens, vermutlich weil sie damit eine Zusammengehörigkeit signalisieren, innerhalb derer eh jeder Bescheid weiß. Sie haben allerdings auch Recht, wenn Sie denken, dass Ihr Ansprechpartner Ihnen die höfische Anrede von sich aus hätte ersparen können und sollen.

Bitte schicken Sie Ihre Fragen mit der Post (Der Tagesspiegel, „Immer wieder sonntags“, 10876 Berlin) oder mailen Sie diese an: meinefrage@tagesspiegel.de

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