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Anneliese Rothenberger

© dpa

Sopranistin: Anneliese Rothenberger gestorben

Sie war eine der erfolgreichsten Sängerinnen der Nachkriegszeit. Einem Millionenpublikum wurde sie mit ihren Musiksendungen im Fernsehen bekannt. Jetzt ist Anneliese Rothenberger mit 83 Jahren gestorben.

Ihr musikalisches Credo hat Anneliese Rothenberger 1950 für die Schallplatte aufgenommen: „Wo steht denn das geschrieben – man darf nur eine lieben? Man schwärmt ja oft für mehrere, für leichtere und schwerere!“ In der Tat hat sich die am 19. Juni 1926 in Mannheim geborene Sopranistin in den unterschiedlichsten Genres wohl gefühlt. Dass ihr Name heute vor allem mit der Operette verbunden wird, liegt am Fernsehen. Die unzähligen Sendungen, in denen sie die Hits der leichten Muse präsentierte, machten sie in den siebziger Jahren zur bekanntesten Sängerin in Deutschland.

Dabei startete ihre Karriere ganz klassisch: 1946 erhält sie ihr erstes Engagement in Hamburg, 1954 debütiert sie bei den Salzburger Festspielen als Pamina, die eine ihrer Paraderollen wird. Ihre Einspielung der Mozart’schen „Zauberflöte“ ist immer noch eine Referenzaufnahme: Wenn sie „Ach, ich fühl’s, es ist entschwunden“ singt, reagiert die Rothenberger auf den Liebesentzug Taminos wie eine Königstochter: Ein kurzes Aufbäumen, dann sinkt die Stimme wieder ins Pianissimo; das Herz ist gebrochen, der Rücken aber bleibt gerade.

In den sechziger Jahren tritt sie regelmäßig an der New Yorker Met auf. Ihre charakteristische Stimme, die über Jahrzehnte die eines leichten lyrischem Soprans bleibt, prädestiniert sie aber auch für Operettenrollen. Und weil Anneliese Rothenberger dem Schönheitsideal ihrer Zeit entspricht und über Charme verfügt, macht das Fernsehen sie zur Pionierin der Populärklassik. Ab 1970 gibt sie sich im ZDF Ehre, ab 1982 fungiert sie als Reiseleiterin im „Traumland Operette“. Mit den Shows, für die sie geliebt wie gehasst wird, setzt Rothenberger den Schlussstein der deutschen Operettentradition, zementiert beim Publikum die Sehnsucht nach Rüschen und Strass. Für die Generation der 68er dagegen wird die „leichte Muse“ in der Rothenberger’schen Darreichungsform ungenießbar – als unreflektierte kleinbürgerliche Alltagsflucht.

1989 verabschiedet sich Rothenberger von der Bühne in ihre Villa am Schweizer Bodenseeufer. Dienstag ist sie dort mit 83 Jahren gestorben.

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