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Kultur: Spanferkel und Liebeskummer

Von Langeweile keine Spur. Zwar bekennen sich Sierra Maestra auch zu ihrem 25.

Von Langeweile keine Spur. Zwar bekennen sich Sierra Maestra auch zu ihrem 25. Jubiläum nach wie vor zum guten alten Son Cubano. Das Genre aber spielen sie aus wie einen Trumpf: Lead-Sänger und Gitarrist José Antonio Rodríguez intoniert die Texte mit heller, markanter Stimme, Oslén Ceballo strahlt mit seiner Wolkenkratzer-Trompete, Emilio Ramos verstreut melodische Perlen von den drei Doppelsaiten seines Tres. Doch die Musik ruht nicht nur auf diesen drei traditionellen Säulen des Son. Aus den ursprünglich sieben Bandmitgliedern, zu denen auch Juan De Marcos, Erfinder der Afro-Cuban All Stars, gehörte, ist inzwischen ein experimentierfreudiges Nonett geworden, das sich für sein neues Album den Avantgarde-Gitarristen Marc Ribot ins Studio geholt hat. Und in der Ufa-Fabrik zeigen Sierra Maestra, wie sich selbst archaische Stile wie Changüí und Guaguancó modernisieren lassen, ohne ihre Würze zu verlieren. Mit Esprit und Wucht entzünden die grau melierten Musiker ein Feuerwerk, dessen Farben manchmal zwischen Cuban Jam, Funky Stuff und rebellischer Timba changieren. Das bringt den kleinen, feundlichen, mit einem tanzwütigen Publikum gefüllten Saal zum Kochen. Und als die Band zu einer Conga aufspielt, einem turbulenten Schreittanz im 2/4-Takt, sind sogar die vom Karneval der Kulturen herbeigeeilten Rosenverkäufer baff. Angeführt vom Trompeter bringt das Publikum seinen eigenen Umzug in Gang. Schließlich fehlen nur noch gebratenes Spanferkel, Rum und eine gehörige Portion Liebeskummer: die drei anderen Zutaten des Son.

Roman Rhode

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