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SPIEL Sachen: Da denkste

Christine Wahl über das philosophische Kopftheater

Wer aus Zeitgründen kein Philosophiestudium geschafft hat, kann das jetzt mit Theaterbesuchen nachholen: Der Performance-Künstler Otmar Wagner bietet im lauschigen Orphtheater (Ackerstraße 169 /170, Mitte) unter dem Motto „Curious Cartographies“ einen Crashkurs. „Textmaterial von Ludwig Wittgenstein, Martin Heidegger ... Donna Haraway bis hin zu Manifesten der Transhumanisten“ hat er für die Uraufführung seiner „multimedialen Konzert-Performance“ gesampelt. Das dürfte sich dann beispielsweise so anhören: „Die Eröffnung des Offenen und die Lichtung des Seienden geschieht nur, indem die in der Geworfenheit ankommende Offenheit entworfen wird.“ Keine Angst: Wagner gelobt, neben Heidegger & Co. auch „delirische Eigentexte zu Heimat, Sex und Politik“ zum Besten zu geben und sinnliche Nachhilfe mit Videoprojektionen, Modelllandschaften und raffinierten akustischen Überschlägen zu gewährleisten.

Noch spannender wird die Sache, wenn er die verbrieften Diskursgrößen mit Reden von Politikern und Pornoautoren konfrontiert. Der Performer scheint nämlich bei den Dichtern und Denkern so fündig geworden zu sein, dass das Material mühelos für zwei verschiedene Aufführungen reicht. Nach Part I mit „Politik & Pornografie“ heute Abend folgt für die friedfertigeren Gemüter morgen Teil II mit „Kunst & Kontemplation“ (jeweils 20 Uhr). Und bitte, in beiden Fällen, nicht vergessen: „Über das Dinghafte am Werk kann nie befunden werden, solange sich das reine Insichstehen des Werkes nicht deutlich gezeigt hat. Doch ist das Werk jemals an sich zugänglich?“ Das fragte Martin Heidegger im „Ursprung des Kunstwerks“.

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