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SPIEL Sachen: Der Charme des Hufeisens

Christine Wahl über zwei Briten und ihre Liebe zu Neuköllner Sozialbauten

In Großbritannien gelten sie als Meister der site specific performance: Die in London lebenden Künstler Ewan Forster und Christopher Heighes arbeiten seit 15 Jahren an der Schnittstelle von Kunst, Architektur und öffentlichem Raum. Dank HAU-Intendant Matthias Lilienthal kann man jetzt erstmals auch außerhalb Englands Bekanntschaft mit ihren Projekten machen – und nebenbei einen Crashkurs in sozialem Wohnungsbau absolvieren. Bei ihren Berlin-Streifzügen begeisterten sich Forster und Heighes nämlich sofort für Bruno Tauts Hufeisensiedlung in Neukölln und stürzten sich in eine zweijährige Recherchearbeit. Das Ergebnis präsentieren sie heute, morgen und übermorgen um 19. 30 Uhr unter dem Motto Die Erde – eine gute Wohnung direkt am Ort: in der Hufeisensiedlung, Höhe Fritz-Reuter-Allee 46.

Forsters und Heighes’ Annäherung an den architektonischen Sozialvisionär Taut, der berlinweit mit über 12 000 Wohnungen bewies, dass sozialer Wohnungsbau und Lebenskomfort keine Gegensätze sein müssen, gestaltet sich ebenenreich: Biografische Motive des Architekten, der vor den Nazis über die Sowjetunion und Japan bis in die Türkei floh, bilden die Rahmenhandlung der abendfüllenden Hommage und werden verknüpft mit Tauts Architekturschauspiel „Der Weltbaumeister“, das 1919 entstand, zu Tauts Lebzeiten jedoch nie aufgeführt wurde. Begeistert von der amphitheatergleichen Architektur der Siedlung haben sich Forster und Heighes im Dienste des dramatischen Gesamtkunstwerks außerdem mit den Filmemachern Tapio Snellman und Christian Grou zusammengetan. Die Befragung heutiger Siedlungsbewohner schlägt den Bogen in die Gegenwart und bietet Raum für Reflexionen über aktuellen Stadt- und Wohnungsbau.

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