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SPIEL Sachen: Hans und Holle

Zur Adventszeit können sich Eltern und Pädagogen gelassen zurücklehnen. Um die moralischen Lektionen für den Nachwuchs kümmern sich dann andere Institutionen.

Zur Adventszeit können sich Eltern und Pädagogen gelassen zurücklehnen. Um die moralischen Lektionen für den Nachwuchs kümmern sich dann andere Institutionen. Zum Beispiel das gute alte Weihnachtsmärchen. Ein Haus, das sich dabei besonders ins Zeug legt, ist die saisonale Märchenhütte im Monbijoupark (Monbijoustraße, Mitte). Vor einigen Jahren hat die Crew vom Hexenkessel Hoftheater, die im Sommer mit witzigen Open-Air-Inszenierungen Berlin-Flaneure anlockt, den Märchenschatz der Gebrüder Grimm als Marktlücke für die Weihnachtszeit entdeckt. Bei wochentags zwei, am Wochenende sogar je drei unterschiedlichen Kindervorstellungen fehlt kaum noch eine populäre Figur im Repertoire. Entsprechend breit gefächert sind auch die Botschaften, die man in einer bunten, modernen Verpackung geliefert bekommt.

Dass politische Nachlässigkeiten auch vor dem Wikileaks-Zeitalter diplomatische Verstimmungen zeitigten, erfahren Kinder bei der Sonntagsvorstellung um 14 Uhr, die das Dornröschen mit dem Froschkönig zusammenspannt. Der König, Dornröschens Vater, trifft wegen Geschirrmangels die gravierende Fehlentscheidung, eine Fee von den Tauffeierlichkeiten der Tochter auszuschließen. Das büßt der Staat mit 100-jähriger Totalstagnation. Ein anderes aktuelles Problem, das mit Schneewittchen und Aschenbrödel (So, 17 Uhr) im Doppelpack behandelt wird, ist der Schönheitswahn: Schneewittchen richtet sich dabei auch an ewig pubertierende Erwachsene. Hier ist schließlich die Stiefmutter, die dem Girlie-Alter nicht entwachsen will, der Zankapfel. Drei Mordanschläge verübt sie auf Schneewittchen, die von wackeren, kleinwüchsigen Bergarbeitern wiederhergestellt werden muss.

Zwischendrin, um 15.30 Uhr, klärt Hans im Glück Nachwuchsinvestoren über die Grundgesetze der Ökonomie auf: Von einem Batzen Gold bleibt Hans nach mehreren Transaktionen das pure Nichts. Dafür behauptet er, glücklich zu sein. Da sind die anschließenden Aufbaustudien bei Frau Holle, die brave Schützlinge mit einer Art Lebensrente versorgt, wahrscheinlich keine schlechte Idee.

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