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SPIEL Sachen: Jugend philosophiert

Christine Wahl testet dramatische Bildungsangebote

Wo es angeblich schon Wirtschaftsenglisch für Kita-Gruppen gibt, kann man natürlich auch mit der dramatischen Bildung der künftigen Eliten nicht früh genug anfangen. Eine Vorreiterrolle nimmt hier das Berliner Theater an der Parkaue ein, das den Nachwuchs gern schon im Vorschulalter an Theaterformen heranführt, die auch ihre Eltern nicht unterfordern würden: Von der Performance bis zum Dokumentarstück. Philosophiegeschichte ab neun? Kein Problem: In Carlos Manuels Inszenierung Warum kommen Dinge durcheinander? (27.5., 10 Uhr) erfährt man aus dem Gespräch eines Vaters mit seiner Tochter spielend, was Denken bedeutet, wie Kommunikation funktioniert und Wissen entsteht. Grundlage ist das Hauptwerk des Philosophen und Anthropologen Gregory Bateson: „Ökologie des Geistes“ aus dem Jahr 1972. Und das Beste daran: Die Kids scheinen, allen pädagogischen Skeptikern zum Trotz, hellauf begeistert zu sein.

Genau wie von Hans-Werner Kroesingers Dokumentarinszenierung „Die Kindertransporte“, die nicht zuletzt durch ihre Auszeichnung mit dem Brüder- Grimm-Preis des Landes Berlin bewiesen hat, dass die anspruchsvolle Methode des Regisseurs auch für Schulkinder funktioniert. Kroesinger legt die sorgfältig recherchierten Texte und Materialien gleichsam unters Mikroskop und wendet sie so lange hin und her, bis auch dem letzten Hoffnungsträger klar ist, dass er sich in keine Sichtweise einkuscheln kann: Jede (politische) Wahrheit ist lediglich eine zweckgebundene Perspektive aufs Geschehen. Seine neue Arbeit fürs Theater an der Parkaue heißt Kindersoldaten (Premiere: 20.5., 19 Uhr; auch 21./23.5., 18 Uhr). Wie immer hat sich der Regisseur durch Unmengen von Studien gelesen, mit Experten gesprochen, Fallbeispiele recherchiert – zum Beispiel unter den schätzungsweise 600 ehemaligen Kindersoldaten, die in Deutschland leben und hier einen Asylantrag gestellt haben. Dies konfrontiert er mit einem Papier aus dem Bereich Innere Führung der Bundeswehr, die in Vorbereitung auf den Kongoeinsatz ein vierstündiges Seminar zum Thema Kindersoldaten entwickelte.

Was Wunder, dass auch die Aufführung Am Anfang, die nächste Woche an der Parkaue zu sehen ist (13./15.5., 11 Uhr, 14.5., 11/16 Uhr), eines der größten philosophischen wie lebenspraktischen Themen überhaupt umkreist: Das Nichts.

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