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SPIEL Sachen: Lacht kaputt, was euch kaputt macht

Das Theater schwört seine Klientel zum Spielzeitauftakt auf die Erkenntnis ein, dass Humor in der Krise das Allerwichtigste sei. Christine Wahl über die kathartische Kraft einer Humorexpression.

Was ist der Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank; was ist ein Dietrich gegen eine Aktie? Verglichen mit den Alternativen, die Bertolt Brecht in seinem Gassenhauer „Die Dreigroschenoper“ rhetorisch zur Disposition stellt, fällt die Frage beim Kinder- und Jugendtheater an der Parkaue äußerst moralisch aus: Was ist ein fettes Bankkonto gegen die Fähigkeit, sich aus tiefster Seele und voller Kehle zu amüsieren?

Kurzum: Das Theater schwört seine Klientel zum Spielzeitauftakt auf die Erkenntnis ein, dass Humor in der Krise das Allerwichtigste sei. Schützenhilfe leistet das bekannteste Buch von James Krüss: Timm Thaler oder Das verkaufte Lachen (20.9., 16 Uhr, 21./22.9., 10 Uhr). Denn dessen jugendlicher Held verfügt zwar über die attraktivste Humor-Expression weit und breit, muss aber mit einem denkbar schlechten Leben klarkommen: Nachdem sein Vater gestorben ist, machen ihm die missgünstige Schwiegermutter und ihr Sohn das Dasein schwer. Der Baron Lefuet, den Timm eines Sonntags beim Pferderennen trifft, scheint da mit seinem Deal den idealen Weg aus der Misere zu bieten: Er fordert Timms wunderschönes Lachen gegen die Fähigkeit, jede Wette zu gewinnen. Gesagt, getan. Aber das verkaufte Lachen erweist sich als derart unersetzlich, dass Timm zu einem weltumspannenden Abenteuer-Parcours aufbricht, um es zurückzugewinnen.

Nun könnte man zwar auch tiefer in die Dialektik einsteigen, dass gemeinhin auch mehr Kraft und Zeit zu lachen hat, wer nicht ständig darüber nachdenken muss, wovon er morgen seine Miete zahlt. Aber bei der Zuschauerklientel – Kinder ab neun – hat man ja viel Zeit, später nach Belieben Fortgeschrittenen-Kost draufzusatteln.

Und bis dahin, Kinder, lacht kaputt, was euch kaputt macht!

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