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SPIEL Sachen: Nur kaputte Gestalten

„Ich hab’ mal Karate gemacht, ich hab’ mal Musik gehört, ich hab’ mal Geschwister gehabt. Aber jetzt sauf’ ich.

„Ich hab’ mal Karate gemacht, ich hab’ mal Musik gehört, ich hab’ mal Geschwister gehabt. Aber jetzt sauf’ ich.“ Der junge Mann, dem dieses Bekenntnis abgelauscht ist, heißt Darko. Er lebt in einer Plattenbausiedlung und träumt „von den Sternen“. Leider sieht er aber nur die immergleichen kaputten Gestalten. Bis eines Tages Motte auftaucht, eine 19-jährige Prostituierte, die im Gegensatz zu Darko noch Pläne hat: Sie will mit ihm nach Norwegen, ans „blaue blaue Meer“.

Dieser Sehnsucht verdankt Nis- Momme Stockmanns Sozialdrama auch seinen Titel: Das blaue blaue Meer hat heute Abend um 20.30 Uhr im Heimathafen Neukölln Premiere (weitere Aufführungen: 25. und 30. 9., 20.30 Uhr). Die wendige Crew des kleinen Kieztheaters ist übrigens die erste, die ein Stück des angesagten Jungdramatikers in Berlin inszeniert. Bisher gab es nur Gastspiele, etwa am Deutschen Theater.

Anderswo gilt Stockmann – Jahrgang 1981, gelernter Koch und Absolvent des Studienganges „Szenisches Schreiben“ der Berliner Akademie der Künste – hingegen bereits als feste Größe. Das Schauspiel Frankfurt engagierte ihn schon als Hausautor, bevor ein Stück von ihm aufgeführt worden war. Kein Jahr später, im Mai dieses Jahres, konkurrierte er dann bereits mit so renommierten Kollegen wie Elfriede Jelinek um den Mülheimer Dramatikerpreis. Den gewann Stockmann zwar nicht, ging dafür aber aus der aktuellen Kritikerumfrage der Fachzeitschrift „Theater heute“ als „Nachwuchsdramatiker des Jahres“ hervor.

Nach dem Abend im Heimathafen bietet sich nun auch für die Berliner eine zweite Chance, das dramatische Talent selbst zu beurteilen. Am 18. Oktober inszeniert Frank Abt im Deutschen Theater Kein Schiff wird kommen. Dort bespiegelt Stockmann die Produktionsbedingungen seiner Zunft: Ein junger Autor wird beauftragt, das ultimative Stück über die Wende zu schreiben.

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