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SPIEL Sachen: Wie man einen Star macht

Mit Peter Sellers in der Titelrolle verfilmte Hal Ashby 1979 die Satire "Willkommen Mr. Chance". Für das Theater ließ sich die Regisseurin Marta Gil Polo jetzt von dem Stoff inspirieren. Christine Wahl staunt über den Aufstieg eines Nichtsnutzes.

Herr Chance führt ein abgeschottetes Leben. Als angestellter Gärtner vollständig beschäftigt mit seinen Pflanzenkulturen, nimmt er alles, was er sonst noch so weiß über die Welt, medial zu sich: Herr Chance sieht permanent fern. Eine durchaus identifikationsträchtige Figur: Die Scheuklappen müssen ja nicht in jedem Fall der Gartenzaun und der Fernseher sein. Als sein Arbeitgeber stirbt, muss Herr Chance zwangsläufig hinaus ins feindliche Leben. In seinem Fall ist das die US-amerikanische Hauptstadt Washington. Und – wer hätte das gedacht ? – die viel gescholtenen Medien scheinen nicht die schlechteste Vorbereitung auf steile Profikarrieren zu bieten: Innerhalb kürzester Zeit steigt der Gärtner, nicht zuletzt dank einer eigentümlichen, berufsspezifischen Rhetorik, in höchste gesellschaftliche Kreise auf. Die Medien, die er früher konsumierte, inszenieren ihn jetzt selbst als Star. Am Ende wird Chance sogar zum amerikanischen Präsidentschaftskandidaten nominiert.

Der denkwürdige Mann ist die Hauptfigur aus dem Siebziger-Jahre-Roman „Being There“ des polnischen Autors Jerzy Kosinsky. Mit Peter Sellers in der Titelrolle verfilmte Hal Ashby die Satire 1979 unter dem Titel „Willkommen Mr. Chance“. Für das Theater ließ sich die Regisseurin Marta Gil Polo jetzt von dem Stoff inspirieren. In ihrer Produktion Chance im Ballhaus Ost (Pappelallee 15, 23.–26.9., 20 Uhr) fragt sie unter anderem nach der Orientierungssehnsucht restlos aufgeklärter Menschen mit Sinnfindungsschwierigkeiten, nach der medialen Fließbandproduktion von „Stars“ und sicher auch nach gegenwärtiger Wahlkampfrhetorik.

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