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SPIEL Sachen: Zu Gast bei der Modellfamilie

Von der Kunst wird ja gemeinhin eine gewisse Außerordentlichkeit erwartet. Den vernichtenden Publikumseinwand: „Dafür brauche ich kein Theater, das erlebe ich jeden Freitag in meiner Stammkneipe“ dürfte jeder Bühnenbranchler mit Hang zur Realitätsdarstellung kennen.

Von der Kunst wird ja gemeinhin eine gewisse Außerordentlichkeit erwartet. Den vernichtenden Publikumseinwand: „Dafür brauche ich kein Theater, das erlebe ich jeden Freitag in meiner Stammkneipe“ dürfte jeder Bühnenbranchler mit Hang zur Realitätsdarstellung kennen.

Insofern ist es nur folgerichtig, dass Schauplatz International den Spieß nun umdreht. Die Schweizer Gruppe, die beim Festival „Impulse“, dem Äquivalent der Freien Szene zum Berliner Theatertreffen, bereits handelsüblichen Maskottchen mit Grandezza Emotionen beigebracht hatte, sucht in ihrer neuen Arbeit Sehnsucht nach Familie Krause im Theaterdiscounter (Fr. bis So., 20 Uhr) aufrichtig nach Normalität. Fündig wurde sie im fränkischen Steinsfeld bei der Firma Preiser, dem weltgrößten Hersteller von Modellfiguren. Die Miniaturmenschen im Maßstab 1:87, die normalerweise Kinderzimmer, Modellbauwelten oder Architekturentwürfe bevölkern, erleben damit endlich auch ihr Theaterdebüt!

Nun ist der Preisler-Katalog natürlich unerschöpflich, sogar Barack und Michelle Obama sind im Kleinformat zu haben. Schauplatz International jedoch – auf der Pirsch nach dem Durchschnitt statt nach dem Besonderen – wirft sich ganz und gar auf die Familie Krause. Modellbauer können die sechsköpfige Sippe für die unterschiedlichsten Baubedürfnisse erwerben. Von „Familie Krause im Winter mit Hund und Schlitten“ bis zu „Familie Krause am Strand in Badekleidung“ bleiben keine Wünsche offen. Und so errichtet Schauplatz International live im Theater eine maßstabsgetreue Modellwelt und lässt buchstäblich die Krause- Puppen tanzen. Selbst das Publikum findet sich in diesem Mini-Paralleluniversum wieder. Und dank raffinierter Videotechnik werden der reale und der nachgestellte Raum immer wieder gegen- und ineinander geschnitten, bis die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Fake endgültig hoffnungslos zerbröseln. Das erklärte Ziel besteht bei alledem natürlich darin, selbst Teil dieser Modellwelt zu werden. Und die Chancen stehen gar nicht schlecht: Die Firma Preisler kann sich tatsächlich vorstellen, die Schweizer Künstlergruppe als Miniatur- Sixpack in ihr Sortiment aufzunehmen.

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