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SPIEL Sachen: Zugeschaut und mitgekaut

Christine Wahl lobt die Reflexe des Polittheaters

Da sage noch einer, das Theater verschlafe Themen. Im Theater unterm Dach präsentieren die okapi_productions zurzeit einen veritablen Hightech-Kriminalfall, in dem mit dem Märtyrermotiv, dem Medienhype (Computerspiele, Internet) und dem viel gescholtenen Voyeurismus gleich drei aktuelle Diskurse ineinandergreifen. Tötung vor laufender Kamera im Dienste „einer höheren Sache“ trifft nicht nur auf weise Kriminalpsychologie, sondern auch auf die Zudringlichkeit einer Live-Kamera. Pate steht Britta Wolfs Text entkernt, den Ingrun Aran auf der charmanten Prenzlauer-Berg-Bühne (Danziger Straße 101, tgl. bis 26. 10., 20 Uhr) in Szene setzt.

Und auch andernorts ist man am Puls der Zeit – löblicherweise auch in eher nischenverdächtigen Projekten. Zum Beispiel in Lichtenberg, wo das Theater an der Parkaue wacker das Kulturprogramm „Biologische Vielfalt“ der UN-Naturschutzkonferenz 2008 in Bonn unterstützt. Der inszenierende Intendant Kay Wuschek verlässt sich dabei auf den bewährten Märchenschreiber Hans Christian Andersen, der in seinem Text Der Gärtner und die Herrschaft (Parkaue 29, 26.10., 16 Uhr) das harte Los eines Floristen beschreibt. Dessen Arbeitgeber wollen Rosen und Melonen lieber aus fernen Ländern importieren, bald fürchten sie eine feindliche Übernahme des Anwesens durch den frustrierten Angestellten. Biokost und moderne Arbeitssoziologie – da greift schon fürs gemeine Schulkind eine Diskursrelevanz in die andere.

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