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SPIEL Sachen: Der Freiherr und die Vampirinnen

Die schrägen Schaumstoff-Kumpel vom Puppentheater „Das Helmi“ haben eine bemerkenswerte Karriere hingelegt: kaum ein ernst zu nehmender Regisseur, der seine Abende nicht mit den Kreationen aus der Helmi-Werkstatt veredelte. In Nicolas Stemanns Hamburger „Faust“-Inszenierung, die im Mai zum Theatertreffen kommt, bewerten zum Beispiel hinreißend professorale Knautschgesichter Fausts Qualitäten, interpretieren literarische Wendepunkte in Goethes Werk oder erklären dem Retortenbaby namens Homunculus, wieso es seinem Schicksal nicht entgeht.

Die schrägen Schaumstoff-Kumpel vom Puppentheater „Das Helmi“ haben eine bemerkenswerte Karriere hingelegt: kaum ein ernst zu nehmender Regisseur, der seine Abende nicht mit den Kreationen aus der Helmi-Werkstatt veredelte. In Nicolas Stemanns Hamburger „Faust“-Inszenierung, die im Mai zum Theatertreffen kommt, bewerten zum Beispiel hinreißend professorale Knautschgesichter Fausts Qualitäten, interpretieren literarische Wendepunkte in Goethes Werk oder erklären dem Retortenbaby namens Homunculus, wieso es seinem Schicksal nicht entgeht. Und in Jan Bosses Kleist-Inszenierung „Das Käthchen von Heilbronn“ am Maxim-Gorki-Theater konkurrieren die Helmi-Puppen als infantile Ritter-Combo sogar mit dem hochdekorierten Hauptdarsteller Joachim Meyerhoff.

Ein bemerkenswerter Aufstieg für ein Kreativunternehmen, das – wie es in der lakonischen Selbstbeschreibung der Helmis heißt – mit einer alten Matratze, ein paar Stoffresten und einer Rolle Draht im Sommer 2002 eher beiläufig als kieziges Kinderkulturangebot auf dem Helmholtzplatz begann. Auf „Hänsel und Gretel“, „Aschenputtel“ und „Schneewittchen“ folgten freilich bald ambitionierte Erwachsenen-Projekte wie das Kleist-Musical „Die Verlobung in Santo Domingo“ – selbstredend immer mit dem spezifischen Trash-Faktor.

Im Ballhaus Ost (30./31.3., 20 Uhr) haben sich die Helmi-Akteure, die sämtlich Regisseure, Schauspieler, Musiker und Texter in Personalunion sind, nun erstmals an eine vielversprechende Fantasyserie gewagt. Titel: Blutiger Mond, Tatort: Blutmorrow in Ostsachsen. Dort taucht in der ersten Staffel ein älterer Herr namens Freiherr von Morrow in Begleitung dreier junger Damen auf – was den Eingeborenen zum einen sexuelle Erweckungserlebnisse und zum anderen die Hoffnung auf einen immensen Wirtschaftsaufschwung beschert. Bald häufen sich jedoch besorgniserregende Vorfälle: Die Männer schwellen wahlweise übernatürlich an oder verschwinden; Indizien legen nahe, dass es sich bei den Damen um Vampirinnen handelt. Und auch der Freiherr selbst hat mit Sicherheit einigen Dreck am Stecken! Mit dem Theaterbesuch sollte man sich beeilen: Im Sommer startet bereits die zweite Staffel.

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