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SPIEL Sachen: Kontraktierendes Hohlorgan

Das ist doch mal eine vorbildliche Aktion: Sechs Monate lang haben Künstler des charmanten kleinen Theaters o. N.

Das ist doch mal eine vorbildliche Aktion: Sechs Monate lang haben Künstler des charmanten kleinen Theaters o. N. mit Grundschülern aus dem Bezirk Hellersdorf besprochen, aufgemalt und durchgespielt, was sich hinter dem „Herz“ verbirgt. Theaterleute sind in diesem Punkt ja als Fachkräfte einzuordnen, knapp hinter den Kardiologen. Schließlich gibt es kaum ein Stück, in dem das Organ nicht die Hauptrolle spielt. In Shakespeares Komödien wird es großzügig verschenkt und gebrochen, in den Tragödien aus dem Leib gerissen. Und wenn es um die theatrale Gegenwartsdiagnose geht und der real existierende Krisenkapitalismus sein Fett abbekommt, ist garantiert der Managertyp nicht fern, der „ein Herz aus Stein“ hat.

Es dürfte also inspirierend für beide Seiten gewesen sein, als die Bühnenleute auf die Grundschüler trafen. Die Synthese aus den gegenseitigen An- und Einsichten bildet nun das Theaterstück „HerzMonster“ für Theaterfans ab sechs (7. und 8.3., 10 Uhr, nur nach Vorbestellung, Tel. 030/440 9214 oder www.theater-on.com). Mit Masken und eigens komponierter Musik erzählen Regisseur Werner Hennrich und die Akteurin Iduna Hegen von einem kleinen Herzen, das nicht gehört wird, sich zurückzieht und schließlich doch wieder erweichen lässt.

Nach diesem charmanten kardiologischen Grundkurs empfiehlt sich eine Aufbaueinheit im Puppentheater Schaubude. Denn dort kann man bei der altbewährten Story von „Hase und Igel“ (6.-8.3., 10 Uhr, 10. und 11.3., 15 Uhr) lernen, dass es für sportliche Siege wesentlich mehr als physische Fitness braucht. Der Herzmuskel scheint schließlich recht gut zu funktionieren beim Meister Lampe, der lässig über die Felder joggt. Den Wettlauf gegen den kurzbeinigen – und sicher auch kurzatmigen – Igel verliert er trotzdem, weil das Stacheltier im Gegensatz zu ihm sein Herz an einem wichtigen Punkt seines Lebens großzügig verschenkt hat. Und zwar an seine Gattin, die ihm mit einem cleveren Trick aus der Klemme hilft.

Von all den Organkundlereien abgesehen, ist „Hase und Igel“ in der Schaubude – ein Gastspiel der Seebühne Hiddensee mit entsprechendem Lokalkolorit und Kulissenzauber – schlichtweg ein tolles Marionettentheatervergnügen für Kinder zwischen vier und neun.

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