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SPIEL Sachen: Maybritt und die Laubenpieper

Mit „Endstation Sehnsucht“ haben unzählige Schauspieler ihre Karriere vorangetrieben. Das Südstaaten-Drama um Stella und ihren Lover Stanley Kowalski, das durch den Besuch von Stellas Schwester Blanche einen tragischen Drive bekommt, ist im Theater schon vielfach vergegenwärtigt worden.

Mit „Endstation Sehnsucht“ haben unzählige Schauspieler ihre Karriere vorangetrieben. Das Südstaaten-Drama um Stella und ihren Lover Stanley Kowalski, das durch den Besuch von Stellas Schwester Blanche einen tragischen Drive bekommt, ist im Theater schon vielfach vergegenwärtigt worden. Unvergessen zum Beispiel, wie Frank Castorf in seiner Version „Endstation Amerika“ vor elf Jahren aus dem polnischen Einwanderer Kowalski eine imposante Trinker-Erscheinung mit Solidarnosc-Vergangenheit machte.

Auch die Regisseurin Nicole Oder und ihr Ensemble vom Heimathafen Neukölln hat der 1947 uraufgeführte Dreiakter von Tennessee Williams zu einer aktuellen Bearbeitung angeregt: Aus Stella und Stanley, die sich im Original einem glücklichen Triebleben in New Orleans hingeben, ist in der Heimathafen-Variante Endstation Ewige Heimat das Westberliner Laubenpieper-Paar Stella und Leif geworden. Und die über das traute Glück hereinbrechende Schwester heißt hier nicht Blanche, sondern schön bodenständig Maybritt und hadert mit ihrer Biografie. Der Vater hatte sich einst mit Stella in den Westen abgesetzt, während Maybritt in der DDR zurückblieb. Mit diesem „Beitrag zum 50. Jahrestag des Mauerbaus“ will die Heimathafen-Crew hinterfragen, „wie viel mehr als Himmelsrichtungen Ost und West heute noch sind“. Ob „Endstation Sehnsucht“ dafür tatsächlich die richtige Impulsgeberin ist oder es sich eher um eine Variante von „Verbotene Liebe“ handelt, wird sich ab morgen Abend zeigen (Sa/So 20./21.8., 20.30 Uhr). Proll-Charme ist jedenfalls nicht zu erwarten: Bei Nicole Oder entpuppt sich der Einwanderer Stanley alias Leif als Spross einer westdeutschen Adelsfamilie. Und dann taucht auch noch sein Bruder Ernst-Theodor auf und trägt ein brisantes Geheimnis mit sich herum.

Menschen, die in ihre jüngere Vergangenheit abtauchen, scheinen ein beliebtes Sujet des Berliner Theaterspätsommers zu sein. Zwei Exemplare dieser Spezies sind auch in der Brotfabrik in Weißensee zu begutachten (19.-21., 26. & 28.8., 21 Uhr). Dort hat sich die Regisseurin Johanna Hasse Marguerite Duras’ La Musica Zwei vorgenommen: Ein Paar Mitte dreißig, das schon lange voneinander getrennt lebt, kehrt anlässlich des gerichtlichen Scheidungstermins in die Stadt und das Hotel zurück, in dem seine Beziehung einst begonnen hatte. Das Konfliktpotenzial steht dem des Westberliner Lauben-Quartetts garantiert in nichts nach!

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