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Sponsoring: Der Preis ist heiß

Steffen Richter über Subventionen und Sponsoring.

Preisträger haben es schwer. Manchmal müssen sie sich bei Institutionen bedanken, die sie gar nicht mögen. Schwerer noch haben es Stipendiaten. Denn die unterliegen oft einer Aufenthaltspflicht, die sie an Künstlerhäuser oder Stadtschreiberstellen bindet. Dazu können Heimweh, Ärger mit anderen Stipendiaten oder Probleme bei der Lebensmittelversorgung kommen. Kein Wunder, dass sich ein veritabler kleiner Literaturzweig entwickelt hat: die Stipendiengeberbeschimpfungsprosa. Das macht die Forderung, der Staat möge seine Dichter unterstützen, nicht eben plausibler. Dennoch scheint für viele festzustehen, die Öffentlichkeit habe Theater, Musik, Bildende Kunst und Literatur zu fördern. Wer an dieser staatlichen Subventionsnormalität seine Zweifel hat, bekommt das Kampfkonzept „Neoliberalist“ übergestülpt. Um staatliche Förderung vs. privates Sponsoring geht es heute (19 Uhr) im Akademie-Gespräch am Pariser Platz. Streiten werden unter anderem Ingo Schulze, Meister der pointenlosen Kurzprosa, und Akademie-Präsident Klaus Staeck. Zudem Isabel Pfeiffer-Poensgen von der Kulturstiftung der Länder sowie der Unternehmer und Stifter Heinz Dürr.

So richtig wünschen kann man sich ein literarisches Leben ohne private Förderer eigentlich nicht. Hätte Robert Bosch im Jahr 1897 mit einem Magnetzünder für Automotoren nicht die Autoindustrie revolutioniert, gäbe es heute vermutlich keine Robert-Bosch-Stiftung. Und ohne Bosch-Stiftung gäbe es kein „Grenzgänger“-Programm in Zusammenarbeit mit dem Literarischen Colloquium. Die Stiftung vergibt hier Recherchestipendien für Ost- und Mitteleuropa. Dies nutzte beispielsweise György Dalos für ein Buch über „1956. Der Aufstand in Ungarn“. Und Sibylle Lewitscharoff konnte für „Apostoloff“ nach Bulgarien, in die Heimat ihres Vaters, reisen. Am 23.6. (20 Uhr) stellen beide ihre Arbeiten im Rahmen des Grenzgänger-Projektes am LCB (Am Sandwerder 5, Zehlendorf) vor.

Gefördert wird auch die aktuelle Veranstaltung aus der Reihe Verlagskulturen in der Literaturwerkstatt (Knaackstr. 97, Prenzlauer Berg). Dort kann man heute (20 Uhr) Pioniere der neuen Lyrik erleben: Hendrik Jackson und seine Verlegerin Daniela Seel von Kookbooks sowie Michael Donhauser mit seinem Verleger Urs Engeler. Und da der Verlag Urs Engeler Editor seinen Sitz in Basel hat, unterstützt die staatliche Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia den Abend. Private und öffentliche Förderung, das sollte einleuchten, kann kein Entweder-oder sein. Sie ist bestenfalls ein Sowohl-als-auch.

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