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Kultur: Sprachclown im Morgengrauen

Bewegende Bilder bleiben nach diesem Abend im Kopfe, immer wieder spulen die gerade erlebten Gesellschaftsabbilder vor dem inneren Auge ab: In der "Reihe Junge Choreographen" der Tanztage im Pfefferberg waren in einem Kombi-Programm das Ensemble "techtlmechtl tanzt jandl", Jörn Wening mit seinem Solo "Selbstgespräche" und Barbora Kryslová mit ihrer Choreographie "La Jalousie" nach dem gleichnamigen Roman von Alain Robbe-Grillet zu sehen.Ernst Jandls vorsichtig lächelnde Sprachclownerie, seine Lautmalerei, empfiehlt sich geradezu als rhythmisierende Tongrundlage, gesprochen in unterschiedlichen Tempi.

Bewegende Bilder bleiben nach diesem Abend im Kopfe, immer wieder spulen die gerade erlebten Gesellschaftsabbilder vor dem inneren Auge ab: In der "Reihe Junge Choreographen" der Tanztage im Pfefferberg waren in einem Kombi-Programm das Ensemble "techtlmechtl tanzt jandl", Jörn Wening mit seinem Solo "Selbstgespräche" und Barbora Kryslová mit ihrer Choreographie "La Jalousie" nach dem gleichnamigen Roman von Alain Robbe-Grillet zu sehen.Ernst Jandls vorsichtig lächelnde Sprachclownerie, seine Lautmalerei, empfiehlt sich geradezu als rhythmisierende Tongrundlage, gesprochen in unterschiedlichen Tempi.Dabei beweist das Ensemble Mut zur Kürze: Die Tänzer bleiben nah an den meist knappen Texten, und so eröffnet ein klarer Szenenaufbau dem Zuschauer die Absurdität der Sprache und gleichzeitig die Aktualität der kühlen zwischenmenschlichen Verhaltensmuster.

Besonders eindringlich setzt sich die im absoluten Alleingang entstandene Choreographie "Selbstgespräche" von Jörn Wening im Gedächtnis fest: Nebelschwaden und langsam aufgedrehtes Licht assoziieren den Morgen.Sowohl der Tag als auch der Tänzer tasten sich behutsam an den Raum heran.Die Helligkeit und die sphärische Musik steigern sich gegenseitig in ihrer Intensität.Der androgyne Mensch versucht, sich darin einzuklinken, er zeichnet mit seinem Körper dieses Verlangen nach, spürt dem Lichtraum mal stolpernd, mal stumm hinterher, behindert von seiner Bekleidung, die ihn beeinträchtigt in seinen Entfaltungsmöglichkeiten.Als der Tänzer endlich die ersehnte Lebenstapferkeit darstellt, durchgebogener Rücken und erhobenes Haupt, ist es zu spät: Das Licht, der Tag und die Musik sind wieder untergegangen, der Tänzer kehrt uns den Rücken zu.

Die Willkürlichkeit der Begegnungen einerseits, ihre Zufälligkeit andererseits treffen in der letzten Choreographie aufeinander: Die klassische Dreiecksbeziehung wird aggressiv umgesetzt.Dabei löst sich der Tanz vollkommen von der Musik, die zur Beilage reduziert wurde.Diese mittlerweile klassische Richtung in der Tanztheaterszene unterstützt hier wie selbstverständlich den streitsüchtigen Ton der Beziehungen, getrieben von der Sehnsucht nach dem einen - oder der anderen.Das meist junge Publikum war begeistert.

HENRIETTE OLBRISCH

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