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Staatliche Museen: Farce einer Pressekonferenz

Die ganze Veranstaltung war ein Fake: Vor einem Jahr wollten die drei Generäle der Staatlichen Museen zu Berlin, München und Dresden ein gigantisches Museums-Projekt in Dubai schultern. Am Montag berichteten sie über den Stand der Dinge.

Für Überraschungen hat er immer gesorgt, nun ist Peter-Klaus Schuster für ein Déjà-vu verantwortlich. Als ehemaliger Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin nahm er gestern in der Temporären Kunsthalle Platz, um über den Stand der Dinge in Dubai zu berichten.

Dubai? War da nicht was? Ach ja, ein Universalmuseum. Vor gut einem Jahr wollten die drei Generäle der Staatlichen Museen zu Berlin, München und Dresden ein gigantisches Projekt schultern, das schon für 2009 „kosmopolitische Präsenz“ in den Vereinigten Arabischen Emiraten in Aussicht stellte. So ließen es sich auch Martin Roth (Dresden) und Reinhold Baumstark (München) nicht nehmen, den künftigen Leihverkehr zu preisen – von afrikanischen Skulpturen aus den Ethnologischen Sammlungen bis zu neuesten Modellen aus dem Münchner BMW-Museum.

In der Kunsthalle am Schloßplatz scheint das Trio nun jedoch auf der Stelle zu treten. Die Parolen erinnern auf seltsame Weise an das, was bereits 2008 als kulturelles Paradies in den Wüstensand gezeichnet wurde. Tatsächlich ist die ganze Veranstaltung ein Fake, und wer die Gesichter der Museumschefs kennt, dem wird das spätestens mit Beginn der perfekt imitierten Konferenz klar: Anstelle der angekündigten Prominenz steigen Schauspieler aufs Podium und lesen noch einmal die Reden von 2008. Eine Performance, choreografiert von Alice Creischer und Andreas Siekmann.

Wer sich während des bizarren Auftritts (erneut am 18. 9. in den Sophiensälen) fragt, welche Bedeutung das „Re-enactment einer Pressekonferenz“ haben mag, der wird auf den Irrwitz der damaligen Reden gestoßen. Denn nur ein Jahr und eine Weltfinanzkrise später klingt das damals Gesagte völlig halluzinatorisch. Unterbrochen werden die Hymnen auf den Expansionswillen der Kultur von einer Sprecherin, die die Kolonialgeschichte der ethnologischen Sammlungen kommentiert – ein Brecht’scher V-Effekt. Hunger auf andere Kulturen, so das Fazit, tut selten gut.

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