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Kultur: Staatsoper Berlin: Intendant Quander zieht Bilanz

Im purpurroten Jackett nimmt Daniel Barenboim gestern in der Berliner Staatsoper Unter den Linden Platz neben dem scheidenden Intenanten Georg Quander. Eine Signalfarbe, die noch einmal deutlich macht, wie hier in den vergangenen elf Jahren die Machtverhältnisse verteilt waren: hier der König im Sonnenlicht der Öffentlichkeit, dort der Haushofmeister, der seine Arbeit still im Hintergrund verrichtet.

Im purpurroten Jackett nimmt Daniel Barenboim gestern in der Berliner Staatsoper Unter den Linden Platz neben dem scheidenden Intenanten Georg Quander. Eine Signalfarbe, die noch einmal deutlich macht, wie hier in den vergangenen elf Jahren die Machtverhältnisse verteilt waren: hier der König im Sonnenlicht der Öffentlichkeit, dort der Haushofmeister, der seine Arbeit still im Hintergrund verrichtet. Barenboim dirigiert, Quander muss begleiten. Stets hat Quander dem weltberühmten Maestro als treuer Vasall gedient, zum Ende der Spielzeit verlässt er das Haus - doch bei der Bilanz-Pressekonferenz hat Daniel Barenboim nicht eine einzige Silbe das Dankes für seinen Intendanten übrig.

Takt ist nicht immer Barenboims Stärke. Seelenruhig zündet er sich eine Zigarre an, pafft die belüftungstechnisch ohnehin problematische Konditorei im Keller der Lindenoper voll. Quander schweigt, wie immer, zu den Capricen seines Herrn und Kapellmeisters, verliest mit Pokerface die ganze chronique bravoureuse des vergangenen Dezenniums: 3374 Vorstellungen, 3 176 747 Besucher, rund 90 Millionen Euro Einnahmen weist die Statistik für den Zeitraum 1. 8.91 bis 6. 7. 2002 auf, 69 Opernpremieren (davon 26 Doubletten), 26 Ballett-Produktionen, und am Ende der letzten Quander-Saison ein Plus von sechs Millionen Euro dank der teuren Wagner- und Mozart-Festivals und diverser Tourneen.

Damit sei die Staatsoper Berlins Nummer 1 unter den Opern, erklärt Quander, sowohl was die Auslastung betreffe als auch den Eigenfinanzierungsgrad. Allerdings spielte die Staatsoper durchschnittlich deutlich weniger als die Konkurrenz - ganz bewusst. 1991 wurde von Repertorie- auf Serienbetrieb umgestellt, um die Stücke gut geprobt und in identischen Besetzungen anbieten zu können. Die Qualität des Aufführungsalltags rechtfertigte die Entscheidung. Genau darin sieht Barenboim das Profil seiner Bühne: Kernrepertoire auf höchstem Niveau zu präsentieren. Für visionäre inhaltliche Konzepte könne er sich dagegen kaum erwärmen. Und zurückschauen liege ihm auch nicht.

Wer fürs Retrospektive mehr übrig hat, kann jetzt in einer üppig bebilderten Dokumentation (die den Freundes des Hauses ab dem Wochenende gratis überreicht wird) nachschlagen, was seit 1991 Unter den Linden geleistet wurde. Im Herbst tritt mit Peter Mussbach dann der zweite Intendant von des Maestros Gnaden an. Auch ihn erwähnte Barenboim mit keinem Wort.

F. H.

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