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Staatsoper Unter den Linden: Wiegand mag keine platten Botschaften

Die Oper "Maria Stuarda" von Gaetano Donizetti aus dem Jahr 1835 ist zum ersten Mal in Berlin auf der Bühne zu erleben. Der Regisseur Karsten Wiegand möchte sein Publikum aber nicht mit platten Botschaften nerven.

Berlin - Die Staatsoper Unter den Linden zeigt am Freitag die Premiere des selten gespielten Werkes. Für die Inszenierung wurde der 34-jährige Regisseur Karsten Wiegand verpflichtet, der damit erst seine insgesamt fünfte Opernarbeit vorlegt. "Ich will in meiner Regiearbeit den Kern der Werke auf die Bühne bringen. Und ich glaube, dass sich in allen großen Stücken die Widersprüchlichkeit der Welt spiegelt", sagte Wiegand. Es könne in der Oper nicht darum gehen, dem Publikum platte Botschaften einzuhämmern.

"Alle, die zu den Opern-Abenden kommen, sind doch gut informiert und wissen, dass Krieg keine Lösung und der Kapitalismus manchmal entfesselt ist. Wir wissen, dass wir mit unserem Handeln die Umwelt zerstören und das Klima verändern: Doch wir machen das trotzdem im vollen Bewusstsein alles weiterhin", betonte Wiegand. Nur Erlebnisse, die die Menschen berührten, schockierten und erschütterten, könnten zu Veränderungen führen.

"Die Welt ist kompliziert und komplex"

"Es ist heute politischer im Theater, Momente zu erreichen, wo der Zuschauer merkt, dass er Personen mit seinem ersten Urteil falsch einschätzt", sagte Wiegand: Dass sich der, den er für den Guten hielt, als total zwielichtige Figur erweise. Und der Zuschauer müsse seine gesamte Einschätzung einer Figur ändern. "Es gibt Dinge, die wir nur im Moment von Schock und Erschütterung verstehen, nicht durch Aufklärung", betonte der Regisseur. Nur in solchen Schockmomenten lasse sich wirklich viel erfahren über die eigenen Abgründe. Nach diesem Punkt suche er immer in seinen Inszenierungen: in denen das Publikum erschüttert sei über seine eigenen Abgründe, etwa weil es sich mit einem Mörder auf der Bühne identifiziere.

"Die Welt ist kompliziert und komplex, und man muss vorsichtig sein mit voreiligen Schlüssen", betonte der 34-Jährige. Das sei auch die Aufgabe von Theater, dass der Zuschauer für drei Stunden den großen Erschütterungen ins Auge schaue aus seiner abgesicherten Perspektive. Diesen Moment von Überraschung oder Erschütterung könne man nur erreichen, wenn man zuvor das Publikum verführe und unterhalte. (tso/ddp)

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