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Kultur: Stadt aus Glas

Zum Tod des Düsseldorfer Bildhauers Erwin Heerich

Seine Memorials hat er sich selbst geschaffen: Bauten wie Skulpturen, reine Architektur ohne Zweck, Dreidimensionalität im offenen Raum, zwischen Himmel und Erde. Und er hätte kein passenderes Feld dafür finden können als jenes seltsam leere Land auf der Künstlerinsel Hombroich bei Neuss. Dort sind seit 1984 diverse Heerich-Bauten aus dem Sumpfland gewachsen, Ziegelstein-Blöcke der simpelsten Art, ein Turm, ein Flachbau, ein Pavillon mit runder Glasausbuchtung. Als habe jemand Bausteine genommen und einfach eine Ecke ausgeschnitten, eine Wand ersetzt. Der Ausblick auf die umgebende Natur ist überwältigend – und das Raumgefühl, diese Stille und rationale Klarheit, ebenso.

Es war eine logische Fortentwicklung, dass der Düsseldorfer Bildhauer Erwin Heerich sich irgendwann der Architektur zuwandte. Schon seine frühen Skulpturen und Zeichnungen sind fasziniert vom Verhältnis von Fläche und Raum, Volumen und Masse. Quadrate, Kreise, Dreiecke entstehen seit den 50er-Jahren, dann ab 1959 erste Kartonplastiken, Quader, Kugel, Scheibe: Minimal Art. Ab 1972 dann Stahlskulpturen, immer häufiger auch für den Außenbereich. Da war der Schritt bis zu den Backsteinskulpturbauten auf Hombroich nicht mehr weit. Gemeinsam mit dem Kunstmäzen Karl-Heinrich Müller schuf Heerich dort eine einzigartige Kunstlandschaft.

Doch auch wenn es vor allem die Bauten in Hombroich und der benachbarten ehemaligen Raketenstation sind, die von Heerich in Erinnerung bleiben werden: Seine Stärke hat der Mataré-Schüler und langjährige Professor an der Düsseldorfer Kunstakademie immer im Bereich des Konzeptuellen gesehen. „Die Dauer meines Vorhabens liegt nicht im Bereich des Gemachten, sondern des Gedachten“, hat er betont. Eine Ausstellung der Reihe „sehen und denken“ in der Berliner Akademie der Künste hat vor drei Jahren noch einmal deutlich gemacht, wie sehr Strich und Form, Gedanke und Bau für Heerich zusammengehören. Am Wochenende ist der seit langem Erkrankte im Alter von 81 Jahren in Düsseldorf gestorben.

Christina Tilmann

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