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STARDIRIGENTGustavo Dudamel und die Staatskapelle Berlin: Energiecocktail

Deutschland ist das Land von Bach und Beethoven, klar. Aber es ist auch ein Land, in dem streunende Jugendliche mittels dudelnder Klassik von Bahnhöfen und Shoppingmalls ferngehalten werden.

Deutschland ist das Land von Bach und Beethoven, klar. Aber es ist auch ein Land, in dem streunende Jugendliche mittels dudelnder Klassik von Bahnhöfen und Shoppingmalls ferngehalten werden. Und ein Land, wo ein gesättigter CD-Markt den massenhaft ausfallenden Musikunterricht und die Musikschulen unter Sparzwang überdeckt. Kurz, es ist wohl nicht zuletzt auch das Gefühl, dass uns ein wenig musikalische Entwicklungshilfe gut tun würde, dem der junge Dirigent Gustavo Dudamel seinen rasanten Aufstieg verdankt.

In seiner Heimat Venezuela hat der 26-Jährige sein Simón Bolívar Youth Orchestra zum tönenden Symbol eines weltweit einzigartigen nationalen Programms gemacht, das zur Förderung sozial benachteiligter Kinder und Jugendlicher massiv auf Musik setzt. Gleichzeitig setzte der inzwischen zum Chefdirigenten des Symphony Orchestras Gothenburg ernannte Feuerkopf, der vom Papst mit ebenso offenen Armen empfangen wird wie von berühmten Kollegen wie Rattle, Abbado oder Barenboim, zum Gang durch die weltweiten Klassikinstitutionen an. Für die Staatskapelle kommt Dudamels Auftritt gerade recht: Berlin, wo sich Bund und Land die Kosten für die Staatsoper noch immer wie einen schwarzen Peter zuschieben, tut seine gelebte Vision von Klassik als Symbol jugendlichen Aufbruchs und gesellschaftlichen Zusammenhalts besonders not. Vorsichtshalber hat Dudamel mit seinem Programm aus Béla Bartóks erstem Klavierkonzert und Ludwig van Beethovens 7. Sinfonie dafür schon mal einen ziemlich kräftigen Energiecocktail angerührt. Carsten Niemann



Philharmonie, So 16.9.,

20 Uhr, ab 14 €

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