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Fühl lokal, spiel global. Stefan Dettl, Jahrgang 1981.

© David Koenigsmann/Promo

Stefan Dettl mit Band in Berlin: Ich bin ein Tanzbär

Soulman aus Bayern: Stefan Dettl, der Frontman von La Brass Banda, stellt in Berlin sein neues Album mit einem Konzert vor.

Dass dieser Typ mit einer Band nicht ausgelastet ist, weiß man schon länger. Im Hauptberuf ist der bayerische Popstar Stefan Dettl Frontmann von La Brass Banda. Als solchem gebührt dem 1981 geborenen Sänger und Trompeter aus dem Chiemgau das ewige Verdienst, die Blechmusik in Deutschland wieder sexy gemacht zu haben. Und nicht nur hier, die 2007 gegründete Volldampftruppe La Brass Banda ist inzwischen von Ungarn bis Schottland ein internationaler Festivalabräumer. Nebenher verlegt er das ausgesprochen cool auf der Klaviatur von Regionalität und Heimatgefühl spielende bayerische Kulturmagazin „Muh“. Und dann hat der an der klassischen- wie auch der Jazztrompete ausgebildete Musiker seit 2011 auch noch drei Soloalben herausgebracht, das jüngste „Soultrain“ ist gerade erst erschienen.
Und was Dienstagabend zuerst als Berliner Albumrelease mit Gästeliste angekündigt war, entpuppt sich im spelunkigen Valentin Stüberl in Neukölln dann als kreuzsympathisches freies Konzert. Offen für alle und gänzlich ohne Album-Verkaufsstand. Dafür ist Stefan Dettl mit einer sagenhaften elfköpfigen Band aufmarschiert, die die bayerische Spelunke schon zu einem gut Teil füllt – darunter drei Posaunisten, einer davon auch ein virtuoser Tubist, und zwei Trompeter. Denn ohne knackige Bläsersektion geht es – auch abseits von La Brass Banda – bei Dettl offenbar nicht. Diese Kneipe sei ein Anker, erzählt er dem an Bierbänken hockenden und am Tresen lehnenden Publikum. Hier hat er mit La Brass Banda schon gespielt, als ihn nördlich des Mains noch kein Mensch kannte. „Das Valentin Stüberl ist, wie wir Bayern gerne hätte – bayerisch halt, aber trotzdem weltoffen.“

Das hat Witz, das hat Klasse

Das ist genau die Haltung, die Dettl auch musikalisch antreibt. In Nummern wie „Trachtenbua“ oder „Bester Freind“ kombiniert er Soul, Jazz und Rock, also Fusion, mit breitem bayerischen Gesang. Und obwohl die Texte beim Kneipenkonzert noch schlechter als auf dem Album zu verstehen sind, nimmt sich sein Singen, Stöhnen und Schreien zu den mal funkigen, mal balladesk verschliffenen Beats ausgesprochen organisch aus. Ein wie ein Flummi umherhüpfender Bayer mit James-Brown-Appeal, das hat was. Klar erzeugen Englisch gesungene Songs wie die melodiöse Ballade „Superman“ auch ein Retrogefühl. So ist das halt, wenn sich einer klassischen Musikstil anverwandelt. Dass Stefan Dettl das auch tun kann und dabei einzigartig heutig klingen, zeigt er mit der raffinierten Nummer „Tanzbär“. Die kombiniert die sparsame Textzeile „I bin a Tanzbär“ mit rhythmisch akzentuierenden Tuba-Figuren und einer nervös zuckenden Trompeten-Linie. Das hat Witz, das hat Klasse. So wie das in Jubel mündende Kneipenkonzert.

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