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Kultur: Stefan Gwildis

Diese Woche auf Platz 2 mit: „Heut ist der Tag“

Der Soul hatte es nie leicht. Harte fünfzig Jahre liegen hinter einer Musikrichtung, die mal der Soundtrack der Bürgerrechtsbewegung in den USA war. Eine Mischung aus Gospel und Rhythm’n’Blues. Über Jahrzehnte durch Disco, Funk, Pop und Rock immer wieder verändert. Zahlreiche Soulgrößen haben es in die Annalen der Musikgeschichte geschafft. Amerikaner (Temptations, Marvin Gaye und Stevie Wonder) und Engländer (Dusty Springfield), sogar Iren (Commitments).

Aber Deutsche? Okay, wir haben Moses P. und mit ihm Sabrina Setlur. Außerdem Joy Denalane, Xavier Naidoo. Und wir haben Stefan Gwildis, der erdigste deutsche Soulsänger. Schließlich kann der 48-jährige Hamburger auf eine bewegte Vergangenheit zurückblicken. Sein Vater war Reifenhändler und seine Mutter Hutmacherin. Er selbst ist ausgebildeter Stuntmen und hat sein Geld als Lastwagenfahrer, Sonnenbankaufsteller und Weihnachtsmann verdient. Dabei ist er Künstler, der unter anderem auf der Bühne Autos zertrümmert hat. 2003 fing Gwildis an, Soulklassiker in deutscher Sprache zu covern. Mit Erfolg. Seine Alben hielten sich wochenlang in den Charts.

Trotzdem werden weder er noch seine deutschen Soulkollegen den Weg in die Ruhmeshallen des Pop finden. Seine Texte („Schöner hat’s ein Baum im Frühling“ und „Wir tanzen über’n Kiez“) changieren genau wie der gesamte deutsche Soul immer zwischen Poesie und Peinlichkeit. Zwischen Banalität und Existenzialität. Doch der Soul lebt in seiner langen Geschichte nicht vom Groove allein, sondern auch von der Authentizität. Und die hat Gwildis im Gegensatz zu manch deutschem Kollegen.

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